Studienkreis soll die Ausstellung „Frankfurter Polizeibeamte im Nationalsozialismus" zurückziehen
Antrag von Benjamin Ortmeyer an die Mitgliederversammlung des „Studienkreises Deutscher Widerstand"
Antrag:
"Die erste Mitgliederversammlung 2024 beschließt, in der Zeitschrift des Studienkreises INFORMATIONEN die Kritik an der Polizeiausstellung „Anlässlich der geschichtsrevisionistischen Ausstellung zur Frankfurter Polizei in der NS-Zeit: Offener Brief an den provisorischen Vorstand und die Mitglieder des ‚Studienkreises', Oktober 2023", komplett abzudrucken und zur Diskussion zu stellen. Auf der zweiten Mitgliederversammlung 2024/2025 wird dann über den folgenden Antrag diskutiert und abgestimmt:
Der Studienkreis zieht die Ausstellung „Frankfurter Polizeibeamte im Nationalsozialismus", der ohne dokumentierten Vorstandbeschluss erstellt wurde, aus inhaltlichen Gründen zurück.
Begründung: Der „Offene Brief" Oktober 2023.
Der Antrag ist vollständig mit Begründung und unzensiert allen Mitgliedern des Studienkreises rechtzeitig vor der Mitgliederversammlung zugänglich zu machen."
3.2.2024 Benjamin Ortmeyer
Vorwort zur 2. Auflage der Broschüre
1.
Nach der Veröffentlichung der 1. Auflage dieser Broschüre berichteten HESSENSCHAU.de und TAGESSCHAU.de über die Kritik an der „Polizeiausstellung" des Studienkreises, die inzwischen auch ironisch „Peter-Beuth-Ausstellung" genannt wurde, weil der inzwischen nicht mehr im Amt befindliche damalige Innenminister das Ministerium leitetet, in dessen Abteilungen auch diese Ausstellung mit 36.000 € finanziert wurde. Immerhin – der Sache nach völlig unpassend – tauchte wie zufällig auch ein Kästchen mit einem Zitat von Peter Beuth auf. Nach dem Rücktritt zweier verdienter Vorstandmitglieder (Dr. Anne Anders und Mirjam Heydorn, Töchter von Widerstandskämpfer*innen) wurde durch Kooption ein provisorischer Vorstand gebildet, der rasch entschied, dass die Kritik an der Ausstellung mit dem Titel „Anlässlich der geschichtsrevisionistischen Ausstellung zur Frankfurter Polizei in der NS-Zeit: Offener Brief an den provisorischen Vorstand und die Mitglieder des ‚Studienkreises', Oktober 2023, nicht wie gefordert an alle Mitglieder des Studienkreises versendet wurde. Schlicht und einfach, bürokratisch und undemokratisch wurde mitgeteilt:
• 13.11.23 Der Vorstand schreibt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir einzelne Stellungnahmen nicht versenden können." Nach Kritik an dieser Entscheidung und dem Hinweis, dass sogar ein Gerichtsurteil existiert, das den Vorstand von Vereinen verpflichtet, Kritiken am Vorstand allen Mitgliedern zugängig zu machen und ein Vorstand nicht das Monopol auf die E-Mail-Adressen besitzt, wurde dann von oben herab mitgeteilt, dass der LINK zu dieser Broschüre allen Mitgliedern mitgeteilt würde.
2.
Dann gab es eine Mail am 25.11.2023 des provisorischen Vorstandes, in der ein „Werkstattbericht" enthalten war. Es gehe darum, den Widerstandsbegriff zu „öffnen". Oho, das war ja nun ein Anliegen, das es seit dem 9. Mai 1945 bei allen Nazis gab, um der Entnazifizierung zu entgehen. Ja, ja, da waren „alle im Widerstand" und haben sich krank gemeldet usw., etc. - alle waren angeblich entschieden gegen die Nazis gewesen, die alte Leier. Persilscheine gab es dann auch beim Arzt und dem Apotheker. Wörtlich heißt es in diesen „Bericht" dann, was als Widerstand eingestuft werden müsste: „Krankheit vortäuschen, um einem NS-Pflichtdienst zu entkommen zählt dazu." Das liest sich wie die Empfehlung für die „Persilschein-Inflation" nach 1945.
3.
Als „Impuls" wird in diesem Bericht das Credo verbreitet: Es gelte, sich „nicht auf die Sicht der der Gründergeneration des Studienkreises beschränken.". Es ist offensichtlich, dass der Tod der Gründer des Studienkreises in den letzten Jahren (und Jahrzehnten), fast alle ausgewiesene Widerstandskämpfer*innen aus dem sozialistischen und kommunistischen Lager, schamlos ausgenutzt werden soll, um die ursprüngliche Intention des Studienkreises mit den Füßen zu treten. Das haben die zurückgetreten Vorstandsmitglieder Dr. Anne Anders und Mirjam Heydorn genau gespürt. Wer sie kannte, weiß es: Weder Peter Gingold noch Irmgard Heydorn und viele andere, die inzwischen verstorben sind, hätten da mitgemacht.
Benjamin Ortmeyer, Februar 2024
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siehe hierzu auch:
Erste Kritik am Studienkreis und der Ausstellung:
https://www.frankfurter-info.org/news/der-studienkreis-deutscher-widerstand-1933-1945-die-frankfurter-polizei-und-der-hessische-verfassungsschutz
Erwiderung des Studienkreises:
https://www.frankfurter-info.org/news/handlungsspielraeume-zur-neuen-ausstellung-ueber-frankfurter-polizeibeamte-im-nationalsozialismus
Diskussionsbeitrag von Hans Christoph Stoodt:
https://www.frankfurter-info.org/news/zur-kritik-einer-aktuellen-ausstellung-ueber-handlungsspielraeume-von-frankfurter-polizeibeamten-1933-1945
Pressemitteilung des ASTA der Goethe-Uni:
https://www.frankfurter-info.org/news/asta-kritisiert-polizei-ausstellung-des-studienkreis-deutscher-widerstand