Mahnwache: Burschenschaften in der Paulskirche? Ohne uns!

Mittlerweile hat der ADB beschlossen, den Veranstaltungsort in die Kaiserstraße zu verlegen. Der Druck der Zivilgesellschaft zeigt erste Wirkung ...

Wann

18.06.2023 ab 09:30 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)

Wo

Braubachstraße/Ecke Römerberg

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Im 175. Jahr der demokratischen Revolution von 1848/49 wollten sich am 18. Juni 2023 Vertreter der „Allgemeinen Deutschen Burschenschaft“ (ADB) ursprünglich in der Paulskirche versammeln, die als „Wiege der deutschen Demokratie“ gilt. Der Frankfurter Magistrat und das gesamte ihn tragende Parteienbündnis sah sich zunächst offenbar außerstande, gegen die bevorstehende Versammlung säbelschwingender und elitär-machtorientierten Chauvis und Nationalisten in der Paulskirche angemessen und erfolgreich vorzugehen.

Wer sind die Mitglieder dieses Dachverbands und wofür stehen sie? Die 28 Burschenschaften der ADB umfassen weniger als 4.000 Mitglieder. Die Mitgliedskorporationen sind allesamt „pflichtschlagend“ oder „fakultativ schlagend“, pflegen also das blutige Mannbarkeitsritual des Fechtens. Gegründet 2016 nach einem fünf Jahre lang dauernden burschenschaftsinternen Streit über die Frage, ob auch Menschen mit Migrationsgeschichte Burschenschafter sein dürfen, versammeln sie sich bis heute unter dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland!“ In den meisten Männerbünden der ADB, die sich hier in der Paulskirche sammeln, sind Frauen nicht zugelassen, ebenso wenig Männer mit jüdischem oder islamischem Bekenntnis, geschweige denn des LGBTQI-Spektrums.

Stattdessen gibt es Berichte über Doppelmitgliedschaften in extrem rechten Organisationen. Insgesamt pflegen die ADB-Korporationen ein rechtes, exklusiv ethnisch-deutsches, völkisches Milieu. Die Mitgliedschaft nach dem sogenannten „Lebensbundprinzip“ bildet Seilschaften, die weit über das Studium hinaus informelle Beziehungen in akademischen und wirtschaftlichen Kreisen der Justiz und Wissenschaft begründen.

Dies alles ist mit unserer Vorstellung von Demokratie unvereinbar. Der Nationalismus und Chauvinismus dieser Herrenmenschen, ihre intransparente und antiemanzipatorische Männerbündelei, ihre Selbstverpflichtung auf „Waffentragen“, das alles lehnen wir ab.

Wir wollen eine solidarische Gesellschaft mit gleichen Rechten und Pflichten für alle, wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der die Wurzeln des Faschismus ausgetrocknet und Freiheit und Gleichheit für alle – unabhängig von Nationalität, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, sexueller Identität – Grundlage größtmöglicher freier Entfaltung jeder und jedes Einzelnen sind.

Das ist nicht mit, sondern nur gegen die nationalistischen, patriarchalen und elitären Machtansprüche der Burschenschaften gleich welchen Dachverbands möglich.

Wir rufen die Stadtgesellschaft dazu auf: Machen wir uns ab sofort gemeinsam, solidarisch und unabhängig von Magistrat und seinen Parteien Gedanken darüber, wie wir wirksam und entschlossen verhindern können, dass sich ein solches Schauspiel jemals wiederholen kann!

Link zum vollständigen Aufruf: https://frankfurtmain.vvn-bda.de/nationalisten-und-
chauvinisten-haben-in-der-paulskirche-nichts-zu-suchen/