Vonovia-Baustelle in der Carl-von-Weinberg-Siedlung nicht länger tragbar
Foto aus dem Dachgeschoss der Kallestraße 18

Vonovia-Baustelle in der Carl-von-Weinberg-Siedlung nicht länger tragbar

Laufende Modernisierungsarbeiten gehen schleppend voran ++ Zeitpläne werden nicht eingehalten ++ Belastungen für Betroffene sind hoch ++ Schimmelbefall betrifft das ganze Gebäude

Schon länger beklagen die Mieter*innen der Carl-von-Weinberg-Siedlung, nördlich des Campus Westend den hohen Leerstand und bedauernswerten Zustand der Gebäude gegenüber der Vermieterin, dem börsennotierten Wohnungskonzern Vonovia. Seit diesem Frühjahr läuft eine energetische Modernisierung in einem ersten Bauabschnitt der Siedlung. Viele Mieter*innen erleben aber weiterhin keine Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse, sondern fürchten die angekündigte Mieterhöhung von 3 €/qm.

Die laufenden Bauarbeiten kommen schleppend voran, der angekündigte Zeitplan ist Monate im Rückstand und die Belastungen der Baustelle im Lebensalltag der Menschen massiv. Staub, Dreck, wochenlang nicht betretbare Bäder und zuletzt ein Baustopp. Der Zustand einiger Gebäude verschlechtert sich währenddessen massiv. Den offensichtlichen Leerstand in der Siedlung begründete die Vonovia zuletzt noch damit, man brauche Ausweichwohnungen für die Zeit der Modernisierungsarbeiten. Manche dieser Wohnungen befinden sich mittlerweile jedoch in einem solch miserablen Zustand vor allem durch Schimmelbefall und Wasserschäden, dass bereits die Wohnverhältnisse der anderen Wohnungen im Haus beeinträchtigt werden. Ortsbeirat und Stabsstelle Mieterschutz im Amt für Wohnungswesen sind informiert.

Petra R. aus der Kallestraße 18 beschreibt die Situation in ihrem Haus folgendermaßen:

Ein unangenehmer Modergeruch weht durch das Treppenhaus. Die weit geöffneten Wohnungstüren geben den Blick frei auf einen erschreckenden Anblick: Starke Wasserschäden in fast allen Räumen der Wohnungen im zweiten Obergeschoss sowie im Treppenhaus in der Kallestraße 18 der Carl-von-Weinberg-Siedlung zeigen, dass das Dach flächendeckend undicht ist. Die schwarzen Schimmelflecken an Decken und Wänden sowie die aus der Decke wachsenden Pilzkörper in verschiedenen Räumen künden davon, dass das Wasser hier bereits seit langer Zeit eindringt. Die an Pilzsporen reiche Brühe ist in großer Menge durch den Boden des zweiten Obergeschosses durchgedrungen und hat starke Schäden in einer Wohnung im ersten Stock angerichtet. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die gesundheitsgefährdenden Fluten im Erdgeschoss ankommen werden.

Diese und weitere die Gebäudestruktur betreffende Mängel, halten die Vonovia indessen nicht davon ab, unter Berufung auf den Mietspiegel der Stadt Frankfurt am Main auf eine Erhöhung des Mietpreises in unsaniertem Zustand von einem Euro pro Quadratmeter zu bestehen mit der fadenscheinigen Begründung, diese Mängel seien nicht im Mietspiegel als mietpreismindernd aufgeführt.

Der Mietspiegel der Stadt Frankfurt am Main geht stillschweigend von einer ordnungsgemäßen Instandhaltung aus. Wird eine solche wie im vorliegenden Fall über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt, so verliert das Gebäude an Wert und es stellt sich die Frage, inwiefern der Mietspiegel hier überhaupt noch in Ansatz gebracht werden kann. Derweil gibt die Vonovia betroffenen Mieterinnen und Mietern keinerlei Informationen über die weitere Vorgehensweise und verweigert jegliche Gesprächsbereitschaft bezüglich Mietminderungen.

Doch auch dort, wo Modernisierungsarbeiten bereits begonnen haben, häufen sich die Probleme, da es bei bereits begonnenen Bauarbeiten zu wochenlangen Verzögerungen kommt, wie eine Bewohnerin aus der Straße berichtet:
In meiner Nachbarschaft wurde jungen Leuten eine Ausweichwohnung vorenthalten mit der Begründung, ihnen seien die Einschränkungen im Zuge der Baumaßnahmen in ihrem Alter zuzumuten. Ihr Bad ist währenddessen nicht benutzbar und sie müssen in einen Container vor dem Haus ausweichen. Die Dauer dieses Zustandes wurde mit vier Wochen angekündigt wegen des Baustopps hat sich diese Frist jetzt auf unbestimmte Zeit verlängert.

Liane L. ergänzt:
Ich habe noch nie so eine Chaos-Baustelle gesehen. Die linke Hand weiß offensichtlich nicht was die rechte tut. Für jede Information muss man den Bauleitern hinterherlaufen. Oder man wird einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Die uns einstmals zugestellte Bauankündigung entspricht in keiner Weise mehr den Tatsachen, aber die Vonovia war nie bereit eine neue aufzustellen, und uns zugänglich zu machen.

Bereits ausgemachte Termine werden nicht eingehalten. Bei mir wurde ein Termin für die Bad-/Strangsanierung angekündigt, der dann wegen des Baustopps nicht stattfand. Für die Strangsanierung hatte ich mir extra Urlaub genommen. Diese wurde dann auf unbestimmte Zeit verschoben. Durch dieses ganze Hin und Her habe kam es schon zu Konflikten mit meinem Arbeitgeber. Einmal holte man mich wegen angeblich dringender Elektroarbeiten im Keller von der Arbeit zurück. Letztendlich wurde dann gar nichts mehr gemacht die Arbeitszeit hatte ich aber verloren.

Pressemitteilung 14.9.2023