Verfärbtes Trinkwasser in unserer Wohnanlage – Gesundheitsamt setzt eigene Auflagen nicht durch

Seit mehr als 1 ½ Jahren floss braunes Leitungswasser durch die Wasserhähne in der Wohnanlage Waldschmidtstraße 41-45a, Wittelsbacherallee 16-26, Jakob-Carl-Junior-Straße 2-8, mehr oder weniger stark. Viele Mieter*innen nutzten nur noch gekauftes Wasser zum Kochen, die Wäsche wurde verfärbt, Zimmerpflanzen gingen ein. Das bedeutete nicht nur einen sehr hohen finanziellen Aufwand, sondern ist auch mit einer großen Angst vor gesundheitlichen Schäden verbunden.

Im September 2021 wurden Wasserproben durch ein von der Hausverwaltung ausgewähltes Labor vorgenommen. Da die Hausverwaltung auf Beschwerden äußerst zögerlich reagierte und auch die Testergebnisse nicht weitergab, kontaktierte eine Mieterin der Anlage im Frühjahr 2022 das Gesundheitsamt. Dieses teilte nach Kontakt mit der Hausverwaltung im April 2022 lediglich mit, dass das braune Wasser unbedenklich sei. Das Testergebnis vom September 2021 wurde jedoch auch vom Amt nicht an die betroffenen Mieter*innen weitergegeben.

Im Oktober 2022 wurde die Hausverwaltung vom Gesundheitsamt schriftlich und mündlich aufgefordert, ein akkreditiertes Labor mit der Beprobung des Wassers in der gesamten Wohnanlage zu beauftragen. Bei einem Besuch eines Mitarbeiters des Gesundheitsamts am 19.10.2022 in der Wohnung einer besonders betroffenen Mieterin, bei dem dieser sich von dem stark braun verfärbten Wasser überzeugen konnte, wurden den ebenfalls anwesenden Mitarbeiter*innen der Hausverwaltung nochmals mündlich aufgetragen, zeitgleich Wasserbeprobungen in der Anlage von einem akkreditierten Labor durchführen zu lassen.

Doch es geschah nichts. Eine Mail-Anfrage der Mieterin an das Gesundheitsamt von Anfang November 2022 blieb unbeantwortet, ebenso ein Schreiben an das Gesundheitsamt von Mitte Januar 2023.

Mit einem Aushang vom 10. Februar 2023 teilte die Hausverwaltung den Mieter*innen mit, welche technischen Maßnahmen ergriffen wurden und noch erfolgen sollten, um den Missstand zu beheben. Die Hausverwaltung berief sich auf eine Absprache mit dem Gesundheitsamt, welche vorsieht, dass das Wasser erst nach Abschluss der Maßnahmen getestet werden sollte.

Auf telefonische Anfrage vom Februar 2023 bei der zuständigen Bereichsleitern des Gesundheitsamts wurde der Mieterin mitgeteilt, das verfärbte Wasser sei unbedenklich. Warum die eigenen Vorgaben der Wasserbeprobung bisher nicht durchgesetzt und diese nun erst nach den Maßnahmen der Hausverwaltung durchgeführt werden sollen, bleibt für uns unverständlich. Seit Mitte März 2023 fließt dauerhaft kein braunes, nur teilweise noch leicht verfärbtes Wasser durch die Leitungen. Unabhängige Beprobungen wegen gesundheitlicher Bedenken wären vor den Maßnahmen wichtig und sinnvoll gewesen.

Enttäuschend für die Mieterin ist, dass die zuständige Bereichsleitung des Gesundheitsamts keine Zeit fand, zeitgleich die Anfragen zu beantworten, jedoch sehr wohl Zeit hatte für Absprachen mit der Hausverwaltung. Die wiederholten Nachfragen Anfang März bei der Bereichsleiterin ergab keine Erklärungen, warum das Wasser nicht wie eigentlich angeordnet im Oktober 2022 getestet wurde und welchen Sinn es machen soll, es jetzt zu testen, da nach mehr als 1 ½ Jahren aktuell gar kein braunes Wasser mehr fließt.

Die mit dem Aushang vom 10. Februar 2023 – „Betreff: Maßnahmen zur Verhinderung von braunem Leitungswasser“ angekündigten Trinkwasserbeprobungen, begannen am 28. März 2023, jedoch teilte der Mitarbeiter des Labors mit, es werde nur auf Legionellen getestet, die obligatorische Testung. Der Grund für das braune Wasser wurde also nicht geprüft.

Das Gesundheitsamt hat klar den Auftrag des Gesundheitsschutzes verfehlt. Weder wurden Testergebnisse transparent mitgeteilt, noch genügend Druck auf die Hausverwaltung aufgebaut oder zeitnah neue Testungen durch ein akkreditiertes Labor durchgesetzt. Wir Mieter*innen hatten mehr als 1 ½ Jahre mit braunem Trinkwasser zu kämpfen und fühlen uns vom Gesundheitsamt im Stich gelassen. Die Nutzung des braunen Trinkwassers war mit Ekel, gesundheitlichen Bedenken und finanziellen Belastungen verbunden. Das waren unzumutbare Missstände für uns. Das Gesundheitsamt hätte viel eher handeln sollen. Bis heute wissen wir nicht, ob das Wasser wirklich gesundheitlich unbedenklich war.

Wir fordern die Offenlegung der bisherigen Testergebnisse der Beprobung vom September 2021 und eine Erklärung, warum das Trinkwasser nicht wie angeordnet im Oktober 2022 beprobt wurde und erst nach Abschluss der Arbeiten Testungen erfolgen sollten.

Mieter*innen-Initiative WWJ – Waldschmidtstr. 41-45a, Wittelsbacherallee 16-26, Jakob-Carl-Junior-Str. 2-8

Pressemitteilung 8.4.2023