unter_bau: Erstmals Streiks an der Goethe-Universität möglich

Kurz vor Beginn der Tarifverhandlungen für die Hochschulbeschäftigten des Landes Hessen und der Goethe-Universität Frankfurt findet am morgigen 25. Januar 2024 eine Allgemeine Vollversammlung der Frankfurter Hochschulgewerkschaft unter_bau statt.

Nachdem die Beschäftigten im Oktober 2023 bereits Forderungen für die Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Verwaltungsbeschäftigten aufgestellt haben, werden am 25. Januar Forderungen der studentischen Beschäftigten im Rahmen der TVStud-Kampagne an der Goethe-Universität diskutiert und abgestimmt. Insbesondere wird auch über mögliche Aktionen und Arbeitskampfmaßnahmen ab Anfang Februar diskutiert.

Die studentischen Mitarbeiter*innen sind bislang von dem Tarifvertrag der Hochschulbeschäftigten ausgeschlossen. Sie arbeiten zu prekären Bedingungen: Bezahlt wird nur knapp über Mindestlohn, in der Regel werden sie mit sehr kurzen Verträgen von maximal sechs Monaten dauerbefristet. Grundlegende Arbeitnehmer*innen-Rechte wie Urlaubsanspruch oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall werden oft missachtet und Überstunden teils nicht ausbezahlt. Aisha Salih, studentische Hilfskraft in der Humangeographie, dazu: „Wir leisten wichtige und notwendige Arbeit für den Unibetrieb, dennoch werden wir weiter vom Präsidium der Goethe-Uni als Beschäftigte zweiter Klasse behandelt. Das muss sich in den kommenden Tarifverhandlungen endlich ändern!“

Aktuell organisieren sich immer mehr Hilfskräfte und Tutor*innen in der Gewerkschaft unter_bau und in der TVStud-Kampagne. Bei einer Beschäftigtenbefragung äußerten über 350 studentische Beschäftigte Kritik an ihren Arbeitsbedingungen und stellten die Forderung nach einem Tarifvertrag auf. Lucas Rateitschak, unter_bau-Gewerkschaftssekretär, Tutor am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität und studentische Hilfskraft beim DIPF, warnt: „Es zeigt sich, dass immer mehr Kolleg*innen unzufrieden sind – nicht mit den Inhalten der Arbeit, aber mit dem Rahmen, also den Arbeitsbedingungen. Unter diesen leiden nicht nur die studentischen Hilfskräfte und Tutor*innen selbst, sondern die Studierenden und damit die Lehre: unbezahlte Überstunden sind in vielen Arbeitsverhältnissen die Regel und notwendig, um gute Lehre zu sichern. Dass aber Studierende „ungerne“ unbezahlte Überstunden machen – oder noch viel wichtiger – es sich nicht leisten können, in solchen prekären Arbeitsverhältnissen zu arbeiten, ist eine Schmach für die Goethe-Universität.“

Benjamin Rauch, Allgemeiner Sekretär von unter_bau und studentische Hilfskraft in der Universitätsbibliothek, fügt hinzu: „Solange sie keinen Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten abschließt, trägt die Goethe-Universität nicht nur Ausbeutung von Arbeit bei; sie versperrt vielen Studierenden die Tür, einen Einstieg in die Forschung zu finden. Daher wundert es nicht, dass die Bereitschaft, für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken, jeden Tag steigt – nicht nur für sich selbst, auch aus Solidarität für andere. Wenn das Präsidium nicht auf die Forderungen eingeht, rücken erstmals Streiks unserer Gewerkschaft in greifbare Nähe! Die nächsten Wochen werden für den unter_bau und die Goethe-Universität entscheidend sein.“

Die Gewerkschaftsversammlung, auf der die Beschäftigten über die Forderungen und die Strategie für die Tarifrunde entscheiden werden, startet am Donnerstag um 18.30 Uhr im Festsaal des Studierendenhauses am Campus Bockenheim der Goethe-Universität.

Pressemitteilung 24.1.2024