LINKE kritisiert Verschiebung der Preisverleihung an Shibli

Die für den heutigen Freitag geplante Verleihung des LiBeraturpreises an die palästinensische Schriftstellerin Adania Shibli wurde auf einen späteren Zeitpunkt nach der Buchmesse verschoben. Die Entscheidung wurde vom preisverleihenden Verein Litprom durch den Vorstandsvorsitzenden Juergen Boos verkündet, der gleichzeitig Direktor der Frankfurter Buchmesse ist.

Dazu Michael Müller, kulturpolitischer Sprecher und Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Ob ein Buch preiswürdig ist oder nicht, darf nicht von der politischen Weltlage abhängig gemacht werden. Die Entscheidung der Jury für Shibli wurde schon vor Wochen getroffen. Sie war gut begründet und nachvollziehbar. Den Preis nun nicht im Rahmen der Buchmesse zu verleihen, sondern auf einen 'geeigneten Zeitpunkt' zu verschieben, ist grundfalsch und nährt geradezu den Vorwurf, dass Stimmen aus dem Globalen Süden marginalisiert werden. Dem entgegen zu arbeiten, ist eigentlich der Sinn des LiBeraturpreises und daher ist die Entscheidung umso verheerender.“

Natürlich könne man über den Roman streiten, müsse man vielleicht auch. So können die Darstellungen des Romans für zutreffend oder für zu einseitig gehalten werden. Es verwundere jedoch, wie bedenkenlos Juergen Boos als Verantwortlicher agiere. Müller: „Seit Jahren erklärt Herr Boos angesichts rechter Verlage auf der Buchmesse, dass die Meinungsfreiheit deren Teilnahme gebiete. Hier aber misst er plötzlich mit zweierlei Maß. Die Ausladung von Frau Shibli wird mit dem Terror der Hamas gegen Israel begründet. Dieser Terror ist aufs Schärfste zu verurteilen. Eine Autorin mit palästinensischer Herkunft jedoch einzig aufgrund ihrer Herkunft und der Beschreibung palästinensischen Leids in ihrem Buch in direkten Zusammenhang mit dem Terror der Hamas zu setzen, ist absolut illegitim. Hier greift Juergen Boos als Buchmesse-Direktor und Vorstandsvorsitzender von Litprom auf eine gefährliche Verallgemeinerung von Menschen gemäß ihrer Herkunft zurück. Das ermöglicht keine konstruktive Debatte, sondern fördert eine Verengung des Diskurses und tritt die Meinungsfreiheit und den offenen Diskurs mit Füßen.“

Pressemitteilung 20.10.2023