Kritik unerwünscht – NH-Mieterin wird zwangsgeräumt

by Die Linke. im Römer veröffentlicht 12.09.2023

Gabrielle wird am 27. September um 10 Uhr zwangsgeräumt. Damit soll die Mieterin aus der Adolf-Miersch-Siedlung in Niederrad nach über 40 Jahren durch die landeseigene Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte (NH) vor die Tür gesetzt werden.

Dazu Eyup Yilmaz, planungs- und wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„In nur zwei Wochen soll Gabrielle das Dach über ihrem Kopf verlieren. Und das, weil sie sich gegen die unzumutbaren Modernisierungsmaßnahmen durch die NH gewehrt und öffentlich Kritik geübt hat. Die Mieterin hat fast ihr ganzes Leben gemeinsam mit ihrer Mutter in der NH-Wohnung gelebt und kümmerte sich seit zehn Jahren um ihre schwer kranke und pflegebedürftige 99-jährige Mutter. Zuerst wurde der Mutter als Hauptmieterin – trotz gesundheitlichem Härtefall und mitten in der Corona-Pandemie – gekündigt. Diese ist Anfang des Jahres verstorben. Kurz nach dem Todesfall hat Gabrielle die eigene Kündigung bekommen, während sie mit der Trauer um die Mutter zu kämpfen hatte. Zwangsräumungen sind das gewaltvollste Mittel der Verdrängung und die NH setzt das ohne jegliche Rücksicht auf das Wohl der Mieterin durch. Die Kündigung muss zurückgenommen werden!"

Gabrielle hatte damals einen Offenen Brief an den Aufsichtsrat der NH verfasst. Yilmaz kritisiert: „Laut NH würde Gabrielle mit dem Offenen Brief Modernisierungsmaßnahmen der Vermieterin ‚diskreditieren', um diese zu ‚verhindern' und ihre Vermieterin ‚anzuprangern'. Dieser Vorwurf ist ungeheuerlich und diffamierend. Das ist ein trauriger Beweis für die Einschüchterungsversuche der NH und signalisiert, dass Kritik sanktioniert wird. Es gehört zu den demokratischen Grundrechten der Mieterin, die unsoziale Geschäftspraxis der NH zu problematisieren. Für ihre Kritik und trotz vielfältiger Härtefallgründe wird Gabrielle jetzt mit der Kündigung bestraft. Dabei ist sie nicht mit der Kritik allein, denn viele andere Mieter*innen in der Siedlung haben der Modernisierung ebenfalls nicht zugestimmt."

Yilmaz abschließend: „Zwangsräumungen sind existenzbedrohend und müssen um jeden Preis verhindert werden. Gabrielle war über Jahre in einer äußerst schwierigen persönlichen Situation. Statt konkrete Unterstützung zu erfahren, wird die Lebenssituation einer vulnerablen Mieterin noch weiter verschlimmert. Wir fordern den Aufsichtsratsvorsitzenden der NH Tarek Al-Wazir und den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Mike Josef dazu auf, Gabrielles Zwangsräumung zu stoppen und die Kündigung mit sofortiger Wirkung zurückzunehmen, denn die beiden Aufsichtsratsmitglieder tragen die politische Mitverantwortung für die miserable Geschäftspolitik der NH. Gabrielle bleibt!".

Pressemitteilung 11.9.2023