Gesucht: alternative Wege zum fairen Hausverkauf

Stadt gibt Gutachten für genossenschaftliche Immobilienagentur in Auftrag

Die Stadt Frankfurt setzt sich in Kooperation mit den Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften und der städtischen Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft (KEG) für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung ein und hat ein Gutachten für die Gründung einer genossenschaftlichen Immobilienagentur („GIMA“) in Frankfurt in Auftrag gegeben. Nach dem mehrstufigen Auswahlverfahren wird das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen ab sofort beauftragt, das Gutachten zu erstellen.

Geprüft wird, wie eine genossenschaftliche Immobilienagentur für Frankfurt gestaltet sein muss, um einen Mehrwert für die Bürgerschaft darzustellen und künftig mehr Wohnhäuser in gemeinwohlorientierte Hände zu überführen. Zunächst wird das Netzwerk Frankfurt das Gründungsgutachten für die „GIMA“ Frankfurt anfertigen. Anschließend wird die Stadt Frankfurt auf Grundlage des Gutachtens entscheiden, ob und in welcher Form sie sich an einer solchen Gesellschaft beteiligt.

Zum Hintergrund: Nach dem Verkauf von Mehrfamilienhäusern kommt es häufig zu Mieterhöhungen und Verdrängung, insbesondere auf angespannten Wohnungsmärkten wie in Frankfurt. Dieses Problem sehen auch viele Eigentümer und wünschen sich für ihre Mieterschaft nach einem Verkauf sicheres und bezahlbares Wohnen. Der Verkauf an eine Wohnungsbaugenossenschaft ist in diesem Fall eine Option, um den Immobilienverkauf sozialverträglich zu gestalten.

Eine genossenschaftliche Immobilienagentur kann Eigentümern die Möglichkeiten eines verantwortungsvollen Verkaufs aufzeigen. Gemeinsam mit den Bewohnern wird eine individuelle Lösung für den Immobilienverkauf gefunden, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. „Ich bin davon überzeugt, dass es in Frankfurt den Bedarf für eine genossenschaftliche Immobilienagentur gibt, die alternative Wege zum Immobilienverkauf aufzeigen kann“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Durch Beratung, Vermittlung und Moderation kann eine ‚GIMA‘ zu einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung beitragen und ein Angebot für Eigentümer schaffen, die sich eine sozialverträgliche Entwicklung ihrer Immobilie wünschen. Hierfür sind bei uns schon entsprechende Anfragen eingegangen.“

Interessierte können sich auf einer bereits neu eingerichteten Website unter http://www.gima-frankfurt.deExternal Link über die Ziele des Gutachtens informieren.

Quelle: https://frankfurt.de/aktuelle-meldung/meldungen/fairer-hausverkauf, 3. Dezember 2020

Das Konzept GIMA

Die Stadt Frankfurt am Main und mehrere Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften wollen gemeinsam mit verantwortungsvollen Eigentümer:innen Wege finden, wie Bestandsmieter:innen nach Hausverkäufen geschützt werden können.

Denn es kommt immer wieder vor, dass Bewohner:innen von Mehrfamilienhäusern nach dem Verkauf des Hauses, in dem sie bereits viele Jahre gut und gerne leben, zeitnah Mieterhöhungen erhalten, die für sie nicht bezahlbar sind. So werden sie aus ihrem Haus und ihrer Nachbarschaft verdrängt – insbesondere auf angespannten Wohnungsmärkten wie in Frankfurt am Main.

Eine genossenschaftliche Immobilienagentur (GIMA) ist eine Anlaufstelle für Hauseigentümer:innen, denen ihre Mieter:innen am Herzen liegen und die ihre Immobilie in gute Hände geben wollen.

Über die verschiedenen Möglichkeiten, die eigene Immobilie verantwortungsvoll zu verkaufen, kann eine genossenschaftliche Immobilienagentur aufklären und Kontakte zu Wohnungsbaugenossenschaften vermitteln. Diese sind ein Garant für bezahlbare Mieten und dauerhafte Wohnverhältnisse. Der Verkauf an eine Wohnungsbaugenossenschaft schützt bestehende Mietverhältnisse und lebendige Quartiere.

Braucht Frankfurt das?

Die Stadt Frankfurt am Main sieht sich schon lange mit einem angespannten Mietwohnungsmarkt konfrontiert. Dies hat zur Folge, dass bezahlbarer Wohnraum in Frankfurt knapp ist und viele Haushalte einen zu hohen Prozentsatz ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen.

Zudem werden jährlich eine Vielzahl von Mietshäusern auf dem freien Markt veräußert. Häufig gehen damit Umwandlungen in Einzeleigentum und Luxusmodernisierungen einher. Mieterhöhungen und damit die Verdrängung der dort lebenden Menschen und deren Vereinzelung sind häufig die Folgen. Eine bedeutende Anzahl an Mietparteien in innerstädtischen Quartieren Frankfurts ist auf dauerhaft bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Oft existiert ein gewachsenes und lebendiges Verhältnis zwischen den Mietenden im Haus und der Nachbarschaft im Quartier, sowie zu den Vermieter:innen. Durch langfristige Mietverhältnisse ist ein sozialverträgliches Mietniveau etabliert.

Viele Eigentümer:innen wollen bei der Veräußerung Ihres Hauses nicht nur einen fairen Preis erzielen, sondern auch langfristig die Mietverhlältnisse Ihrer Mieter:innen sichern. Bewohner:innen wollen sich ihre Wohnungen auch künftig leisten und in der Hausgemeinschaft und im Viertel bleiben können. Bisher gibt es für die Möglichkeiten der sozialverträglichen Veräußerungen noch keine Ansprechpartner:innen in Frankfurt. Sozial eingestellte Eigentümer:innen wissen häufig nicht, an wen Sie sich wenden können.

Eine Vermittlungs- und Beratungsstelle könnte diesen Eigentümer:innen Möglichkeiten aufzeigen und gemeinsam mit den Bewohner:innen individuelle Lösungen finden, die für alle Parteien zufriedenstellend sind.

Durch die Gründung einer Genossenschaftlichen Immobilienagentur Frankfurt am Main (GIMA Frankfurt) könnten an dieser Stelle Hilfe und Beratung geleistet und Mehrfamilienhäuser in vertrauensvolle Hände vermittelt werden. Dann werden die Wohnungen gemeinschaftlich-genossenschaftlich und dauerhaft sozialverträglich bewirtschaftet – im Sinne der Bewohner:innen Frankfurts.

Und nun?

Die Stadt Frankfurt am Main hat die Erstellung eines Gutachtens zur Gründung einer genossenschaftlichen Immobilienagentur in Auftrag gegeben.

Ein Projekt im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main: Amt für Wohnungswesen

Umgesetzt vom Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V.