Abschiebungen von Jesidinnen und Jesiden stoppen!

Die Jesiden können nicht mehr kämpfen. Sie haben einen Völkermord überlebt und sind nun wieder existenziell in ihrer Lebensgrundlage bedroht! Helft uns, ihnen zu helfen, indem ihr unseren offenen Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser unterzeichnet!

Offener Brief an Innenministerin Nancy Faeser

Sehr geehrte Frau Bundesministerin des Inneren,

die Sorge, zurück in die Perspektivlosigkeit abgeschoben zu werden, die Sorge, zurück in die Unsicherheit rückgeführt zu werden, die Sorge, jesidisches Leben nicht mehr aufrecht erhalten zu können, ist derzeit immens groß.

Vor dem Deutschen Bundestag sind aus dieser Hilflosigkeit Jesidinnen und Jesiden in den Hungerstreik getreten. Dieser Hungerstreik bedeutet für sie, dass sie lieber mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben zahlen, statt in eine Region zurückkehren zu müssen, wo der Islamismus ihre Existenz tagtäglich bedroht. Die Lage von schutzsuchenden Jesidinnen und Jesiden ist dramatisch.

Unsere Verpflichtung ist es, alles zu unternehmen, um dieser schreienden Ungerechtigkeit ein Ende zu setzen: Bitte erlassen Sie einen Abschiebestopp für Jesidinnen und Jesiden. Als Vertreterinnen und Vertreter der jesidischen Community und als enge Freundinnen und Freunde des Jesidentums bitten wir Sie inständig, dass die Abschiebebescheide zurückgenommen werden und jesidischen Geflüchteten in Deutschland Schutz und Asyl gewährt wird.

Jesidinnen und Jesiden in Deutschland fühlen eine wiederkehrende Ohnmacht, weil sie durch die Rückführungen in den Irak erneut keinen sicheren Ort für sich haben. Zeitgleich nehmen wir eine Retraumatisierung bei unseren jesidischen Freundinnen und Freunden wahr – die schrecklichen Bilder aus Israel haben auf die jesidische Glaubensgemeinschaft eine besondere Wirkung. Die Überlebenden erinnern sich an die vielmals erlittenen Pogrome, Vertreibungen und Völkermorde. Gerade vor diesem Hintergrund darf die Bundesrepublik Deutschland Jesidinnen und Jesiden nicht in den Irak abschieben, in eine Region, wo der Islamismus fanatisch auf den Straßen wütet, sektiererische Gewalt und Ideologie die irakische Gesellschaft spalten. Die Region ist weit davon entfernt, sicher für Jesiden zu sein. Sie waren hier mehrfach Vertreibungen ausgesetzt. Die Bundesrepublik hat mit den eingerichteten Sonderkontingenten für besonders von den Auswirkungen des Genozid betroffene Jesiden Humanität und Weitsicht bewiesen. In Deutschland wächst eine junge Generation Jesiden heran, die sich mit dem Land identifizieren und aus dem langen Schatten des Genozids heraus treten wollen. Sie haben innerhalb weniger Jahre Deutsch gelernt, Ausbildungen und Studiengänge begonnen. Die Bereitschaft, in Deutschland anzukommen und ein Teil dieser Gesellschaft zu werden, ist bei den Jesiden in hohem Maße gegeben. Dieses Potenzial dürfen wir nicht verspielen! 

Sehr geehrte Frau Faeser,
im Januar 2023 hat der Deutsche Bundestag einstimmig den Völkermord an den Jesidinnen und Jesiden des Jahres 2014 anerkannt. Wir haben immer wieder die politische Schlagkraft und die daraus folgende gesellschaftliche Relevanz dieser Anerkennung für unsere jesidischen Mitbürgerinnen und Mitbürger betont: Der 19. Januar 2023 hat Wunden geheilt. Diese Anerkennung hat die jesidische Diaspora in Deutschland und in der Welt umarmt. Daraus müssen nun Taten folgen: Die Bundesrepublik Deutschland muss ein sicherer Schutzort für Jesidinnen und Jesiden sein. 

Mit freundlichen Grüßen 

Verfasser:innen: 
Düzen Tekkal, Vorsitzende und Gründerin HÁWAR.help e.V.
Prof. Dr. Dr. Jan-Ilhan Kizilhan, Leiter des Institute for Transcultural Health Science - Institut für transkulturelle Gesundheitsforschung
Mona Kizilhan, Verwaltungsleiterin der psychosomatischen Abteilung Klinik am Vogelsang 

Hier könnt ihr unterzeichnen: https://innn.it/abschiebestopp