Streitbar 09: Kulturelle Aneignung

erstellt von Bildungsstätte Anne Frank — zuletzt geändert 2020-01-18T21:52:00+01:00
Dreadlocks, Kostüme & Ethno-Kitsch. Wir wollen das Konzept der kulturellen Aneignung genauer unter die Lupe nehmen.
  • Wann 06.02.2020 ab 19:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Bildungsstätte Anne Frank, Hansaallee 150
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Darf ich als weißer Mensch Dreadlocks tragen? Mir Tribal Tattoos stechen lassen? Mein Kind zu Fasching als „Indianer“ verkleiden? Aus Sicht vieler Kritiker*innen sind diese Formen der kulturellen Aneignung oder „Cultural Appropriation“ kein Zeichen von Sympathie oder gar Solidarität für andere Kulturen – sondern der Fortschreibung rassistischer Praktiken. Dementsprechend aufgeladen sind die medialen Debatten um kulturelle An­eignung: Empörung und Abwehr auf Seiten derjenigen, denen letztlich Rassismus vorgehalten wird, Ärger und Verletzung auf Seiten der Betroffenen.

Unscharf bleibt dabei oft, was genau gemeint ist, wenn von kultureller Aneignung gesprochen wird: Reicht es, dass eine Gruppe von Menschen Musik, Schmuck oder Symbole einer anderen Kultur übernimmt, um den Vorwurf der Cultural Appropriation zu rechtfertigen? Oder ist die Aneignung dieser Symbole erst dann problematisch, wenn sie koloniale Ausbeutungsbeziehungen und historische Machtgefälle verschleiert oder fortschreibt? Ist es andererseits nicht auch problematisch zu glauben, kulturelle Symbole „gehörten“ exklusiv den Kulturen, aus denen sie stammen? Was ist gemeint, wenn von Entpolitisierung ehemals widerständiger Symbole wie etwa Dreadlocks gesprochen wird? Und überhaupt: Wer hat eigentlich die Deutungshoheit darüber?

Wir wollen das Konzept der kulturellen Aneignung genauer unter die Lupe nehmen. Zur Diskussion steht, wo die Kritik daran Machtverhältnisse aufdeckt – und ob sich gesellschaftliche Realitäten durch den Verzicht auf „Indianer“-Kostüme wirklich ändern lassen.

Gäste:

Fabienne Sand (Berlin), Autorin und Journalistin (Zett, Vogue-Blogzine "This is Jane Wayne"), Online-Aktivistin und Bildungsarbeiterin auf Instagram

Patsy l’Amour laLove (Berlin), Promovierte Geschlechterforscherin, Herausgeberin von „Beißreflexe. Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten und Sprechverboten“

Moderatorin: Hadija Haruna-Oelker, Hessischer Rundfunk

Der Eintritt ist frei.