Protest wg. Zerstörung von Tafeln am KZ-Lehrpfad

erstellt von margit.horvath.stiftung — zuletzt geändert 2020-07-04T12:39:28+01:00
Fünf Tafeln des Historischen Lehrpfades der KZ-Außenstelle Walldorf wurden gewaltsam zerstört. Dies können und wollen wir nicht unkommentiert lassen.
  • Wann 05.07.2020 ab 16:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo am Horváth-Zentrum, Familie-Jürges-Weg 1, Mörfelden-Walldorf
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Bürgermeister Winkler ruft daher jetzt auch zu einer gemeinsamen Protestveranstaltung auf.

In der Nacht von Sonntag auf Montag 28./29. Juni 2020 wurden fünf der 18 Informationstafeln des Historischen Lehrpfades aus dem Erdboden gerissen und stark beschädigt.

1700 ungarische Jüdinnen im Alter von 13 bis etwa 45 Jahren waren 1944 in der KZ-Außenstelle inhaftiert, um für den Frankfurter Flughafen, der damals unter militärischer Hoheit stand, Rollbahnen zu bauen. Sie trugen völlig unzureichende Kleidung, waren unterernährt und der Gewalt der SS ausgesetzt. Sie arbeiteten für das Bauunternehmen Züblin. Auf den Infotafeln des Historischen Lehrpfades wird das maßlose Leid der unschuldigen Mädchen und Frauen detailliert beschrieben. Der Lehrpfad wurde im November 2000 im Beisein von 19 überlebenden Frauen des Lagers eingeweiht. Seither findet er reges Interesse und hohe Anerkennung bei Spaziergängern und sehr zahlreichen Besuchergruppen.

„Die Stadt Mörfelden-Walldorf ist erschüttert, dass es zu einer solchen Zerstörung gekommen ist. Noch dazu an einem Ort, der ein Höchstmaß an Respekt, Achtung und Geschichtsbewusstsein verlangt“, betont Bürgermeister Thomas Winkler. Froh ist der Verwaltungschef, dass sich spontan viele Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine und Initiativen meldeten, die diese Tat verurteilen. Wir werden als Stadt Mörfelden-Walldorf dem Historischen Lehrpfad zukünftig verstärkte Aufmerksamkeit widmen, kündigt der Bürgermeister an. Eine polizeiliche Strafanzeige ist selbstverständlich gestellt.

„Man muss von einem politischen Hintergrund ausgehen, gerade vor der aktuellen gesellschaftlichen Situation“, so Thomas Winkler. Antisemitismus verbreitet sich immer weiter, gleichzeitig verübt die gewaltbereite rechtsextreme Szene Anschläge. Zahlreichen Studien der letzten Jahre zeigen, dass antisemitisch motivierte Straftaten in Deutschland deutlich zunehmen. Die Stadt Mörfelden-Walldorf wird sich mit diesem Thema beschäftigen und erneut deutliche Zeichen setzen.

Die Stadt ruft alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, wachsam zu sein und zu informieren, wenn im Kontext des Lehrpfades irgendeine Form von Vandalismus oder auch Respektlosigkeit auffällt. „Wir wollen und dürfen es nicht zulassen, dass so etwas in Mörfelden-Walldorf geschieht“, so Museumsleiterin Claudia Battistella. Dies geht nicht ohne die aktive Unterstützung der breiten Bevölkerung. Passend dazu beschloss die Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch, dem 2. Juli, die Unterstützung der Initiative „Bündnis für Respekt und Toleranz – gegen Rechtsextremismus und Rassismus“.

„Unsere Grundhaltung ist klar“, heißt es von Museumsleiterin Claudia Battistella weiter. Wer die Tafeln beschädigt, beschädigt nicht nur die Würde der Frauen und Mädchen, die damals in dem Lager inhaftiert waren, sondern auch unsere demokratischen Grundwerte. Mörfelden-Walldorf steht für kritische Diskussion, Argumentation und Diskurs mit Blick auf die eigene Geschichte. Vandalismus ist dabei kein Argument, sehr wohl sind wir aber an einem Austausch mit den Menschen interessiert, die die Tafeln zerstörten, so Claudia Battistella.

Die Stadt ruft dazu auf, gemeinsam öffentlich ein Zeichen zu setzen.

Junge Menschen, die sich der Geschichte der KZ-Außenstelle Walldorf in besonderer Weise verbunden fühlen, werden an diesem Tage eigene Texte sprechen.