*online* Widerständige Perspektiven: Decolonize the University!

erstellt von Decolonize the University Mainz — zuletzt geändert 2020-11-15T16:35:07+01:00
Zwischen dem 27. und 29. November 2020 werden an der Kunsthochschule Mainz in Workshops und Vorträgen verschiedene Positionen und Diskurse zum Thema erarbeitet.
  • Wann 28.11.2020 ab 10:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo online
  • Termin zum Kalender hinzufügen iCal
  • Samstag, 28.11.2020

10:00-13:00
Workshop: Kolonialität verlernen?

Der Workshop beschäftigt sich ausgehend von einer Studie zu Kolonialität und Vermittlung in ethnologischen Museen und Erfahrungen in Schul- und Vermittlungsprojekten mit der Frage nach dekolonisierenden pädagogischen Ansätzen. Was könnte es bedeuten, mit Gayatri Spivak gesprochen, ästhetische Bildung als Trainieren der Fantasie für epistemologische Performanz, und Devianz, zu verstehen?

Referent*in: Nora Landkammer
ist Kunstvermittlerin und forscht zu diesem Arbeitsfeld mit Schwerpunkt auf Rassismus- und Kolonialismuskritik in der Bildungsarbeit und in Kulturinstitutionen. Sie lehrt in der Kunstpädagogik und Curatorial Studies in Wien und Zürich und ist aktiv im Kollektiv EAR sowie im internationalen Netzwerk Another Roadmap for Arts Education.

14:00- 17:00
Workshop: Oh Mann, ach Mensch - kritische Betrachtungen zu Männlichkeiten

In dem Kurzworkshop geht es um eine kritische Bestandsaufnahme von Männlichkeitsbildern in einer Gesellschaft des Patriarchats und weißer Dominanz. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse, wie Männlichkeits- und Geschlechterkonstruktionen für Aushandlungsprozesse von weiteren Machtverhältnissen wie z. B. white supremacy und (Neo-)Kolonialismus genutzt wurden und werden. In die Diskussion sollen ebenso Alternativen zum vorherrschenden Männlichkeitsbild kommen.

Referent*in: Tsepo Andreas Bollwinkel
denkt, schreibt und lehrt zu rassifizierten Identitäten, Weißsein, Sexualitäten und Geschlechtlichkeiten, Intersektionalität und Nord/Süd Politiken.

17:00- 18:30
Vortrag: Vom Nichts zum Sein: die Dialektik der schwarzen Vernunft

Viele Autoren haben das Ende der postkolonialen Theorien in Frage gestellt. (vgl. Shankar 1999; Smith, Wenzel 2006) Anstatt von einem Ende zu sprechen, stellt diese Studie die Hypothese auf: a) dass sich die postkolonialen Theorien eher in einer Krise befinden, b) dass diese Krise nicht ihr Ende, sondern einen Wendepunkt in ihrer Entwicklung darstellt.

Daher stellt sich die Frage, in welchem Sinne vom Wendepunkt gesprochen werden kann, wie man ihn als eine »Dialektik der schwarzen Vernunft« definieren kann und welche neuen Wege sich abzeichnen. Anhand einer Analyse des Werkes der gabunischen Künstlerin Anguezomo Ba Bikoro (1985 - Berlin) versucht die vorliegende Studie diese Fragen aus dem deutschen postkolonialen Kontext zu beantworten.

Referent*in: Korassi Téwéché
promoviert in Philosophie an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Seine Forschung konzentriert sich auf postkoloniale Theorien, insbesondere auf die Analyse der Beziehung zwischen Macht, Rasse und Klasse sowie auf die Kritik des absoluten Eigentumsrechts bei Achille Mbembe.

18:30 -20:00
Vortrag/Gespräch: Aufklärung, Kolonialität der Macht und Barocker Ethos - Dekoloniale Reflexionen aus Lateinamerika über die Moderne

Die lateinamerikanische Aufklärung ist ein Produkt eigenen Wissens, die ständig von einem wirkmächtigen Diskurs konterkariert wurde: nämlich der „Politik des ‚Nicht-Ortes‘, die von den Humanwissenschaften im 18. Jahrhundert praktiziert wurde, [die] einen spezifischen Ort auf der Landkarte der Kolonialgesellschaft hatte und als Strategie der Kontrolle über die subalternen Bevölkerungen fungierte“, wie es Santiago Castro-Gómez treffend ausdrückt.
Aníbal Quijano auf der anderen Seite beschreibt mit seinem Konzept der„Kolonialität der Macht“, wie der Begriff der raza, der Rasse, während der Kolonialgeschichte neue gesellschaftliche Identitäten undKlassifizierungsinstrumente schuf, die bis heutzutage nachwirken.

Nicht zuletzt hat die Moderne nach Bolívar Echeverría, als autorevolutionäre Antwort, die Möglichkeit, dass die menschliche Arbeit sich nicht selbst als Waffe entwirft, um die Natur im eigenen Körper und in der äußerlichen Wirklichkeit zu beherrschen, verpasst. Mit dem Begriff des Barocken Ethos verweist er u.a. auf den täglichen Kampf vieler Menschen in Lateinamerika, das "nicht lebbare Leben in ein lebbares" zu transformieren.

Referent*in: Fernando Nina und Mita Banerjee

Anmeldungen für die Workshops via instagram, facebook oder unter ddzudzev@students.uni-mainz.de

Die Hochschulgruppe „Decolonize the University“ entstand 2019 im Zuge der Studierendenkonferenz „Wissen. Herrschaft. Kritik. Versuche der Analyse und Überwindung des Eurozentrismus“. Rückblickend auf eine ausführliche theoretische Auseinandersetzung mit universitärer Lehre, Körpern und Wissensperspektiven an eurozentrischen Institutionen, liegt der diesjährige Fokus auf Einführungen und Einblicken in praxisbasierte und aktivistische Interventionen.

Sprich: Es geht darum, eine Brücke zwischen Reflexion und Aktion zu schlagen.

Veranstaltende: Decolonize the University Mainz, Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz, Kreidestaub Mainz