Filmtipp aus dem Hochbunker: "Wir sind jüdische Deutsche"

erstellt von Initiative 9. November e.V. — zuletzt geändert 2021-02-17T12:08:36+02:00
Teile der ARD-Dokumentation "Wir sind jüdische Deutsche", „Erbe und Identität seit 1945" wurden in der Föhrenwald-Ausstellung im Hochbunker gedreht. Der Film von Andrea Roth läuft am Sonntag auf der ARD.
  • Wann 21.02.2021 von 15:45 bis 16:30 (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo ARD
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„Es war wie ein eigenes Ghetto, in dem wir alle jiddisch miteinander sprachen und unter uns waren", erinnern sich die Brüder Fiszel und Simon Ajnwojner, wenn sie von ihrer Kindheit im Frankfurter Ostend erzählen. Dort fand die Familie, die zuvor im DP-Lager Föhrenwald in Bayern untergebracht war, ein neues Zuhause.

Jüdisches Leben in der Nachkriegszeit: Das war geprägt durch Familien, die im Holocaust unermessliche Einschnitte und Verluste erlitten hatten. Von Eltern, deren Ängste und deren Schweigen auch die nächste Generation prägten. So erinnert sich Dieter Graumann: Als er in die Schule kommt, nehmen ihn die Eltern beiseite: „David, ab heute heißt du Dieter." Sie haben das KZ überlebt und wollen nicht, dass ihr Sohn schon an seinem Namen als Jude erkennbar ist. Denn auch im Nachkriegsdeutschland ist der Antisemitismus noch präsent.

Heute begegnen wir jungen Jüdinnen und Juden, für die das Nachkriegsdeutschland lange her ist. Sie sehen sich ganz selbstverständlich zugehörig zu Deutschland mit seiner multikulturellen Gesellschaft. Wie etwa James und David Ardinast, die mehrere Restaurants mit internationaler Küche in Frankfurt am Main betreiben.

Der Film schlägt den Bogen von den kleinen, überwiegend orthodoxen Nachkriegsgemeinden bis heute: Über die Beschränkungen jüdischen Lebens in der DDR, die Zuwanderung der sogenannten Kontingentflüchtlinge ab 1990 und die Neuentwicklung des liberalen Judentums, das an deutsche Traditionen vor der Shoa anknüpft.

In Frankfurt, Leipzig und Berlin begegnet die Filmemacherin Andrea Roth Männern und Frauen, die eines eint: Sie legen Wert darauf, nicht als Opfer gesehen zu werden. Sie sind Handelnde, geprägt von ihren Familiengeschichten, aber selbstbewusst und sehr unterschiedlich.