Es muss sich vieles ändern - aber möglichst wenig

erstellt von AStA Uni Frankfurt — zuletzt geändert 2019-10-26T15:00:36+02:00
Vortrag zum Klimawandel von Gerhard Stapelfeldt.
  • Wann 14.11.2019 ab 18:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Studierendenhaus, Festsaal 1. Stock, Mertonstr. 26
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Wir leben in der Zeit eines immer schneller voranschreitenden Klimawan­dels, der von Menschen verursacht ist – das wird nur noch von rechtspopuli­stischen Parteien und Regierungen bestritten. Seit Monaten protestieren welt­weit Schüler für Maßnahmen, um die Erderwärmung zu stoppen. Viele Re­gierungen überbieten sich in immer neuen Lösungsvorschlägen, denen eines gemeinsam scheint: es handelt sich um unsystematische Vorschläge, und sie sollen vereinbar sein mit der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsord­nung. Da auch die ‚Klimaaktivisten’ keineswegs zum Umsturz der Verhält­nisse aufrufen, werden sie hofiert. Fraglich ist, ob ein Widerstand, der keinen Widerstand hervorruft, überhaupt einer ist?

Der Vortrag ist ein Versuch, diese Paradoxie eines Widerstands ohne Wider­stand zu begreifen. Der Protest wird skizziert als (noch) unpolitischer, indivi­dualistischer Widerstand in Zeiten der neoliberalen, sozialatomistischen Glo­balisierung. – Einerseits wird diese These begründet, indem die seit 1970 von bedeutenden Organisationen vorgelegten Analysen über die gesellschaftli­chen Ursachen der Naturzerstörung im allgemeinen, des Klimawandels im besonderen referiert werden. Diese Analysen zeigen, dass auf dem Gebiet der naturwissenschaftlichen Erkenntnis des Klimawandels erhebliche Fortschritte gemacht wurden, dass aber auf dem grundlegenden Gebiet der gesellschaft­lichen Ursachen weitgehend ein Analphabetismus herrscht.

Auf der ande­ren Seite wird reflektiert, welche Erkenntnis der gesellschaftlichen Verhältnisse und welcher Protest gegen gesellschaftliche Krisen auf dem Boden der Ordnung der neuen Freiheit möglich scheint. Ist die im 19. Jahrhundert aus­gesprochene Utopie einer „Versöhnung der Menschheit mit der Natur und mit sich selbst“ (F. Engels) noch als eine auf Vernunft gegründete Utopie ge­sellschaftlich wirksam?

Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Soziologie-Professor an der Uni Ham­burg. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller in Hamburg.