*verschoben* „Deutsche Arbeit" und der NS

erstellt von AStA Universität Frankfurt — zuletzt geändert 2020-03-16T11:34:28+02:00
Vortrag mit Nikolas Lelle im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Mit Erinnerung gegen das Vergessen"
  • Wann 23.03.2020 von 18:30 bis 20:30 (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Café KoZ, Campus Bockenheim, Mertonstr. 26
  • Termin zum Kalender hinzufügen iCal

Inmitten des Zweiten Weltkriegs rief in einer NS-Zeitschrift der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Robert Ley, den Deutschen zu: „Unsere Arbeit macht uns frei“. Er spielte damit auf die berühmteste KZ-Devise an: „Arbeit macht frei“. Sie wurde erstmals im KZ Dachau angebracht. Welche Bedeutung hatte die Devise? Wie wurde sie verstanden? Und in welchem Kontext steht sie zum nationalsozialistischen Selbstbild, wenn sie in abgewandelter Form die Volksgenoss_innen ansprechen sollte?

Der Vortrag wird von drei Erwiderungen auf diese KZ-Devise ausgehen, die von Überlebenden des KZ Buna-Monowitz formuliert wurden: von Jean Améry, Primo Levi und Tibor Wohl. Die Erwiderungen werden in dem Vortrag mit dem NS-Selbstbild kontrastiert. In welchem Verhältnis steht „Arbeit macht frei“ zur Wahnidee „deutscher Arbeit“?

Die Idee, Arbeit sei für Deutsche ein Dienst an der Volksgemeinschaft, wurde seit jeher antisemitisch begründet. Die Nazis machten daraus Politik und sie legitimierten und begründeten mit ihr Praktiken der Verfolgung und Vernichtung. Die Idee behauptet eine deutsche Besonderheit und predigt das Lob der Arbeit. Nicht-Arbeit sollte abgeschafft werden. Hitler behauptete schon 1920, dass das Schlaraffenland nichts für Deutsche sei, es sei pure Dystopie. Jahre später wurde in Dachau ein Wandgemälde angebracht, das paradiesische Fantasielandschaften zeigte. Darunter stand: „Schlaraffenland nur Phantasie, denn ohne Arbeitgeht es nie.“

Nikolas Lelle studierte Soziologie und Philosophie an der Goethe Universität Frankfurt. Seit 2015 promoviert er am Institut für Philosophie an der Humboldt Universität Berlin zu "Deutscher Arbeit" im Nationalsozialismus und im postnazistischen Deutschland.

Am 22. März 1933 wurde in Dachau das erste systematisch aufgebaute Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland eröffnet. Bis zur Befreiung am 29. April 1945 war es durchgehend in Betrieb und bestand somit von allen KZs am längsten.
Anlässlich dieses Tages organisiert der AStA deshalb zwei Veranstaltungen im Rahmen der Reihe „Mit Erinnerung gegen das Vergessen“. So soll dieses Mal ein weniger präsentes Datum ins Bewusstsein gerückt werden, welches den frühen Beginn der nationalsozialistischen Internierungs- und Vernichtungspolitik nur wenige Wochen nach der Machtübergabe verdeutlicht.