Am Kipppunkt: Autoritäre Mehrheit in der Türkei?

by medico international veröffentlicht 15.09.2023

Podiumsdiskussion mit Hamit Bozarslan und Rosa Burç

Wann

05.12.2023 ab 18:30 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

medico-Haus, Lindleystr. 15

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Die Türkei hat sich unter einer durch die extreme Rechte gestützten AKP und Präsident Erdoğan zu einem stabilen autoritären Herrschaftsprojekt entwickelt. Das hyperpräsidiale Regierungssystem versteht sich als Alternative zur liberalen Demokratie und hat den Anspruch, als Hegemonialmacht das eigene Territorium zu erweitern, sich bei zentralen Konflikten international zu platzieren – wie zuletzt als vermeintlicher „Mittler“ im Ukraine-Krieg.

Der autoritär-populistische Führungsstil Erdoğans kommt in der türkischen Gesellschaft gut an – wie nicht zuletzt die Wiederwahl Erdoğans in diesem Jahr zeigte. Trotz offensichtlichen Missmanagements im Erdbebengebiet und einem gemeinsamen Oppositionskandidaten feierten seine Anhänger den Wahlsieg letztendlich auf den Trümmern. Nach den Wahlen schreitet die politische und soziale Polarisierung in der Türkei weiter voran und wirft einen düsteren Schatten auf demokratische und widerständige Praxen und Alternativen im Land. Die Inhaftierung tausender Oppositioneller, permanente Verfolgung politischer Akteure, rassistische Hetze gegen Geflüchtete, Einschränkung in der Presse- und Internetfreiheit geben die Richtung vor.

Auf welche Mechanismen stützt sich diese autoritäre Verankerung im Land, wer sind die Mehrheiten, die sich hinter dem autoritären Populismus des Präsidenten versammeln und was bedeutet dies für die kurdische Bewegung und andere linke Gegenprojekte? Was braucht es für eine Strategie, um gegen autoritäre Mehrheiten anzukommen und Menschenrechte und Demokratie zu verteidigen?

Diese Fragen diskutieren wir mit:

  • Hamit Bozarslan, Professor an der Pariser „Ecole des Hautes Etudes“ in den Sozialwissenschaften. Er ist bekannt für seine Studien über den Nahen Osten, die Türkei und die kurdische Frage. In seiner aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Entstehung der modernen antidemokratischen Systeme im Iran, in Russland und in der Türkei sowie auf den Zustand der Gewalt im Nahen Osten.

  • Rosa Burç ist politische Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am DeZIM-Institut. Sie beschäftigt sich mit der Unterdrückung minorisierter Gruppen und politischen Alternativen in der Türkei und hat u.a. am Center on Social Movement Studies in Florenz zu den politischen Vorstellungswelten kurdischer Mobilisierung geforscht. Sie ist Autorin zahlreicher Artikel in Fachzeitschriften, Sammelbänden und internationaler Medien wie der New York Times.

Moderation: Anita Starosta, medico