*fällt aus!* 100 Jahre Kapp-Putsch

erstellt von ExZess — zuletzt geändert 2020-10-13T13:57:04+01:00
Abwehrkämpfe – Rote Ruhrarmee. Lesung mit Klaus Gietinger im Rahmen der GegenBuchMasse 2020
  • Wann 15.10.2020 ab 19:30 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo ExZess, Leipziger Str. 91
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2020 jährt sich der Kapp-Putsch zu 100. Mal. Ein vergessenes Kapitel deutscher Geschichte, mehr noch als die Novemberrevolution 1918/19. Der Versailler Vertrag verlangte 1920 die Reduzierung des Deutschen Heeres auf 100.000 Mann und die Auflösung der Freikorps, mit denen die Reichsregierung die Arbeiteraufstände 1919 niedergeschlagen hatte.

Doch die präfaschistischen Freikorps weigerten sich, putschten. Die Regierung floh, kurz vorher hatten Reichspräsident Friedrich Ebert, Reichswehrminister Gustav Noske und der Parteivorsitzende Otto Wels (alle SPD) einen Aufruf zum Generalstreik herausgegeben. Der größte Streik, den Deutschland je gesehen hat folgte. Fast alle Kommandeure der Reichswehr sympathisierten mit den Putschisten. Die Regierung landete in Stuttgart und wurde dort nur militärisch beschützt, weil sie den Aufruf zum Generalstreik leugnete. Nach fünf Tagen mussten die Putschisten in Berlin aufgrund des Generalstreikes aufgeben. Die Regierung kehrte in die Hauptstadt zurück.

Inzwischen war es aber in den Industriegebieten Mitteldeutschlands, Thüringens und im Ruhrgebiet zu bewaffneten Kämpfen von Arbeitern gegen die Freikorps und die Reichswehr gekommen. Auch die Landarbeiter streikten und kämpften. Die Putschisten wurden zurückgeschlagen. In Pott bildete sich eine Rote Ruhrarmee aus der SPD-, USPD- und KPD-Basis und Syndikalisten, mit bis zu 80.000 Mann. Teils waren sogar Bürgerliche beteiligt.

Man verlangte jetzt die Auflösung der Reichswehr, stattdessen eine Volkswehr, die Bestrafung der Putschisten und Sozialisierung. Regierungsvertreter (SPD, Liberale und Zentrum) mussten verhandeln. Man schloss das Bielefelder Abkommen, das einige Zugeständnisse machte. Staatskommissar Carl Severing (SPD) hatte es inszeniert, um die Bewegung zu spalten. Dies gelang: Ein Großteil der Ruhrarbeiter hielt sich an das Abkommen. Teile der Roten Ruhrarmee waren aber gar nicht in Bielefeld erschienen. Und weder die Regierung noch die Reichswehr wollten etwas von einem Abkommen wissen.

So fielen genau die Freikorps, die geputscht hatten, jetzt plötzlich als Regierungstruppen, Hakenkreuz am Stahlhelm, mit aller Gewalt im Ruhrgebiet ein und massakrierten die Kämpfer, deren sie habhaft werden konnten. Der SPD-Führung, wie dem Rest der Koalition war es recht. Eine Geburtsstunde des deutschen Faschismus.

Heute, wo Neonazi-Verlage die Freikorpsschreiberlinge von damals nachdrucken, Neofaschisten sich die Massenmörder von einst (1920) zum Vorbild nehmen und Reichsfahnen den Reichstag zurückerobern, ist es Zeit an diesen Kampf zu erinnern.

Covid-19
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