Z. 138 zu "Überausbeutung und globalisierter Kapitalismus"

by Zeitschrift Marxistische Erneuerung veröffentlicht 22.05.2024

Die Ausbreitung von Wertschöpfungsketten, die Länder unterschiedlichen Entwicklungsgrads verbinden, die Zunahme von Arbeitsmigration sowie Berichtezur Arbeitssituation migrantischer Lohnabhängiger haben das Thema Überausbeutung auf die Tagesordnung gesetzt.

Janina Puder, Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo zufolge muss von Überausbeutung immer dann gesprochen werden, wenn die Entlohnung der abhängig Beschäftigten nicht ausreicht, um deren Reproduktion unter jeweils unterschiedlichen historischen und moralischen Bedingungen zu sichern. Sie unterscheiden zwei Dimensionen: Einmal führen Entwicklungsunterschiede zwischen den am Welthandel beteiligten Ländern und Regionen zur Überausbeutung der Lohnabhängigen in den armen Ländern. Zum anderen finden sich Überausbeutungsverhältnisse auch in Ländern des globalen ›Nordens‹.

Andy Higginbottom begreift die Kategorie der Überausbeutung als Weiterentwicklung der Marx’schen Mehrwerttheorie im Kontext der Dependenztheorien. Ihm zufolge gibt es neben dem von Marx behandelten absoluten (Verlängerung/Intensivierung des Arbeitstages) und relativen (Steigerung der Produktivkraft der Arbeit) Mehrwert noch eine dritte Form, die er als »relationalen Mehrwert« bezeichnet, Ergebnis der Senkung der Löhne unter die Reproduktionskosten. Dieser sei ein »notwendiges und wesentliches Merkmal der kapitalistischen Produktionsweise«.

Noch weiter geht John Smith, der meint, dass Marx das Wesen der Ausbeutung nicht voll erfassen konnte, weil die kapitalistische Produktionsweise bei Formulierung des »Kapital« erst in wenigen Ländern dominierte und imperialistische Ausbeutungsverhältnisse noch in den Kinderschuhen steckten. Erst der voll entwickelte Imperialismus modifiziere durch systematische Überausbeutung der Lohnarbeiter des globalen Südens das Wertverhältnis und ermögliche es den Kapitalisten des Nordens, ihre Arbeiterklassen an der Überausbeutung der Arbeiter des Südens zu beteiligen.

Aus dem Inhalt:

Janina Puder / Eleonora Roldán Mendívil / Bafta Sarbo – Überausbeutung – Ein begriffshistorischer und konzeptioneller Überblick
Andy Higginbottom
– Überausbeutung und der imperialistische Antrieb des Kapitalismus
John Smith
– Ausbeutung und Überausbeutung in der Theorie des Imperialismus
Jörg Zimmermann
– Geographie der globalen Ausbeutung, Wert und ungleicher Tausch

Z 138 (Juni 2024), 224 Seiten. Einzelheftbezug 10,- Euro

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Pressemitteilung 21.5.2024