Trauer um Drogentote zum Gedenktag am 21. Juli
Die Todeszahlen auf Rekordhoch. Der Paritätische Hessen und die Hessischen Aidshilfen fordern mehr Konsumsicherheit
Zweitausendzweihundertsiebenundzwanzig (2227). Dies ist die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr. Deutschlandweit steigt diese Zahl seit einigen Jahren, wie den Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) zu entnehmen ist. In den letzten zehn Jahren hat sie sich mehr als verdoppelt. Anlässlich des Gedenktags für verstorbene Drogengebrauchende am 21. Juli betonen der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen und der Landesverband der hessischen Aidshilfen dringenden Handlungsbedarf.
„Jede Person, die im Zusammenhang mit ihrem Drogengebrauch verstirbt, ist eine zu viel“, so Susanne Maul, Mitglied des Landesvorstands der Aids-Hilfe Hessen. „Hessen braucht dringend Maßnahmen zur Gewährleistung von Konsumsicherheit, um Überdosierungen und Mischgebrauch vorzubeugen und lebensrettend zur Seite zu stehen.“ In jeder größeren Stadt in Hessen braucht es einen Drogenkonsumraum oder auch Kontaktladen mit Fachpersonal, welches im Notfall eingreift. Frankfurt könne nicht die einzige Stadt in Hessen mit entsprechendem Angebot bleiben, so Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Hessen.
„Drogengebrauchende sollen zudem wissen, was sie konsumieren, wenn sie auf illegalisierte Substanzen zurückgreifen müssen. Dafür braucht es zeitnah Angebote für Drug-Checking“, sagt Susanne Maul. Der Gesetzgeber hatte das Testen von illegalisierten Substanzen auf beigemischte Stoffe seit letztem Jahr freigegeben. Seitdem hat das Land Hessen noch keinen landesrechtlichen Rahmen zur Umsetzung geschaffen. Einige Einrichtungen der Drogenhilfe stehen bereits in den Startlöchern und warten darauf, Drug-Checking, dessen Einführung die Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben hat, nun auch anbieten zu dürfen.
Kommt es zu einer Überdosis mit Opioiden, wie beispielsweise Heroin und Fentanyl, existiert zudem seit Jahrzehnten das wirksame Gegenmittel Naloxon. Bei Verabreichung des Mittels normalisiert sich die Atmung und die Person kommt wieder zu Bewusstsein. Damit Naloxon im Notfall schnell eingesetzt wird, sollten Menschen im Umfeld von Drogengebraucher*innen das Mittel bei sich tragen. „Die Verfügbarkeit von Naloxon ist jedoch vor allem durch die Rezeptpflichtigkeit durch das Bundesministerium für Gesundheit beschränkt, was die flächendeckende Verbreitung des Lebensretters Naloxon bis heute erheblich erschwert. Wir brauchen einen leichteren Zugang zu Naloxon“, fordert Maul. Eine wichtige Rolle dabei spiele die Subsitutionsbehandlung, welche gerade auch im ländlichen Raum ausreichend vorgehalten werden müsse.
Die Lebens- und Konsumverhältnisse drogengebrauchender Menschen zu verbessern und entsprechende Hilfen ausreichend zu finanzieren, muss ein ernstzunehmendes Ziel politischer Akteur*innen bleiben, so Maul. „Dabei dürfen auch die Party- und Chemsexszene nicht außer Acht gelassen werden, welche zielgruppenspezifische Angebote erfordern.“
Bundesweit sind erneut einige Aktionen zum Gedenktag am 21. Juli geplant. Auch in Hessen werden dieses Jahr wieder Kerzen angezündet, Stände organisiert und vor allem wird eines: gemeinsam getrauert.
Gemeinsame Pressemitteilung des Paritätischen Hessen und der Aids-Hilfe Hessen 19.7.2024