Terroranschlag in Paris – Protestdemonstrationen von Kurd:innen in Frankfurt

Terroranschlag in Paris – Protestdemonstrationen von Kurd:innen in Frankfurt

Am gestrigen Freitagnachmittag, dem 23.12.22 sind am Frankfurter Hauptbahnhof gegen 16 Uhr ca. 150 Kurd:innen und solidarische Menschen zusammen gekommen, um ihre Wut und ihr Entsetzen über den brutalen Mordanschlag vom Freitagvormittag auf das Kurdische Kulturzentrum in Paris, bei dem 3 Menschen durch Schüsse getötet und weitere verletzt wurden, auszudrücken.

Die Demonstration zog erst durch die Halle des Frankfurter Hauptbahnhofs, anschließend über die Kaiserstraße und die Zeil bis zur Konstablerwache. Immer wieder wurden wütende Parolen wie „Erdogan ist ein Mörder und Faschist" oder „Schluss mit dem Massaker" gerufen.

Ein Sprecher des Kurdischen Regionalrats Frankfurt, Serhildan Qamislo, wies in einem Redebeitrag auf die Parallelen zum Anschlag in Paris vom 9. Januar 2013 hin, bei dem ein Attentäter des türkischen Geheimdienst MIT 3 kurdische Politikerinnen ermordete:

„Dass der blutige Mordanschlag auf unsere Freund:innen im Kurdischen Kulturzentrum Paris so kurz vor dem 10. Jahrestag der Morde von 2013 erfolgt, während gerade die Vorbereitungen zu einer großen Gedenkdemonstration in vollem Gange sind, ist kein Zufall, sondern ein Signal des türkischen Diktators und Mörders Recep Tayyip Erdogan, dass er uns Kurd:innen nicht in Ruhe lassen, sondern überall auf der Welt verfolgen und ermorden will. Dass der Anschlag, wie schon die Morde 2013, mitten in einer europäischen Hauptstadt stattfinden kann, ist schon ein Skandal an sich. Es zeigt, dass faschistische Attentäter aus der Türkei in Europa anscheinend ungestört operieren können. Der Anschlag von 2013 zog keinerlei politische Konsequenzen für die Erdogan-Diktatur nach sich, obwohl die Verbindungen zum türkischen Geheimdienst belegt werden konnten. Wir erwarten von der französischen Justiz, das Massaker restlos aufzuklären und klare politische Sanktionen gegen das Mörder-Regime in der Türkei zu verhängen, das zum wiederholten Male in Europa Kurd:innen und politische Oppositionelle ermorden lässt. Unabhängig davon, wer der Täter ist, sehen wir diesen Anschlag nicht als einen Einzelfall, sondern als einen Ausdruck von antikurdischem Rassismus, dem durch die französische Regierung freien Lauf gelassen wird."

Der Dachverband der Kurdischen Gesellschaft in Europa (KCDK-E) rief zu Protesten auf und erklärte in seinem Statement am selben Tag:

„Das ist ein Massaker. Schockiert und fassungslos schauen wir auf die Tatsache, dass Menschen, die vor Unterdrückung und Krieg aus ihrer Heimat fliehen mussten, auch in Europa nicht sicher sind."

Für heute, 24.12.22 um 14 Uhr wurde eine weitere Demonstration am Frankfurter Hauptbahnhof angekündigt.

In Paris fanden am gestrigen Abend massive Proteste statt und am 7. Januar 2023 wird eine große Gedenkdemonstration für die drei 2013 ermordeten kurdischen Frauen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Seylamez stattfinden, zu der mehrere zehntausend Menschen erwartet werden.

Pressemitteilung 24.12.2022