Solidaritätsaktion für die Tarifrunde Sozial- und Erziehungsberufe

Solidaritätsaktion für die Tarifrunde Sozial- und Erziehungsberufe

Wenn Erschöpfung zu Wut wird. Stark überlastet, lange ungesehen und un(ter)bezahlt. Aktion am 25. Februar 2022 um 15.30h auf dem Frankfurter Römerberg.

Frankfurter Bürger:innen, Eltern und Beschäftigte stehen gemeinsam auf für die Sichtbarmachung, Aufwertung und bessere Bezahlung bisher unter- und unbezahlter Fürsorgearbeit. Der Auftakt zur Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst schlägt Wellen, weit über die tariflichen Grenzen hinaus.

Die Frankfurterin Anna* hat zwei Kinder, die 4 Jahre und 16 Monate alt sind. Nur weil sie und ihr Partner viel Homeoffice machen können, ist die Situation im Moment noch irgendwie tragbar. Irgendwie, nicht aber gut: „Wir sind weit über der Belastungsgrenze und Zeit für das Erholen gibt es einfach nicht mehr. Ich bin unglaublich erschöpft. Und wütend. Weil diese Krise so hart auf dem Rücken von Kindern, Erzieherinnen und Eltern ausgetragen wird“. Beschäftigte in sozialen Diensten, Kitas und anderen Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes wissen, wovon sie spricht, wenn auch aus einer anderen Perspektive. Sie streiten ab Freitag, 25.2.2022 für eine Aufwertung ihrer Arbeit und mehr Gehalt. Dies tun sie im Rahmen der ver.di Tarifrunde in den betreffenden Bereichen. Fachkräftemangel und unzureichende Zeit überschatten die so wichtige Arbeit der Beschäftigten. (*Name geändert)

Dass eine Aufwertung der sozialen und Erziehungsarbeit nötig ist, wird nicht erst seit der Coronapandemie wohl von kaum mehr jemandem bezweifelt. Dass dies auch zeitlich mehr als überfällig ist, beschreibt auch Helmut Dedy – Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages am 9.2.2022 – drastisch, wenn er sagt: „Uns läuft die Zeit davon“.

„Unsere Erzieherinnen bieten eine Beständigkeit und einen Rückhalt, sowohl für das Kind, als auch für mich“, beschreibt Julia, 36-jährige, alleinerziehende Mutter eines 5 jährigen Kindes und unterstreicht dadurch die Wichtigkeit der bezahlten Sorgearbeit aus ihrer Perspektive. Erziehungsarbeit – ob in Kitas oder zuhause im Bereich der unbezahlten Arbeit – ist eine wesentliche und tragende Säule der Gesellschaft. Doch die „Mitarbeiterinnen zerreißen sich zwischen Pflichtbewusstsein, Krankheit und Überlastung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu Ausfällen kommt.“, formuliert Anna. Sie beklagt außerdem die eingeschränkte Betreuungszeit, die es auch für Eltern und Familien schwierig macht, Betreuung und Arbeit unter einen Hut zu bringen: „Ohne andere Menschen, die einspringen, geht schon lange nichts mehr.“. Dies zeigt einmal mehr, dass die bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit nicht nur die Beschäftigten selbst belastet, sondern im Grunde alle Menschen in irgendeiner Form betroffen sind. Ob als Eltern, Kinder, Angehörige, aktuell oder künftige Beschäftigte, aktuelle oder künftige
Empfänger:innen dieser Sorgearbeit.

Die ver.di Tarif- und Aufwertungsrunde im Sozial- und Erziehungsdienst beginnt am Freitag, 25.2.2022. Im Mittelpunkt steht der Kampf um Bezahlung, Anerkennung und Entlastung für bezahlte Fürsorgeleistende, wie z.B. Erzieherinnen, Sozialarbeiter:innen oder (Heil-)pädagog:innen.

Um Solidarität und auch den Wert der unbezahlten Sorgearbeit auszudrücken, begleitet das feministische Streikkollektiv Frankfurt den Verhandlungsauftakt mit kreativem, lautem und buntem Protest. Ab 15:30 Uhr kommen Eltern, Kinder und weitere interessierte oder betroffene Menschen auf den Frankfurter Römer. Austausch, Artikulation und (Inter-)Aktion finden somit Raum inmitten von Frankfurt statt.

Denn nicht nur für Anna ist eines klar: „Wir brauchen einander. Und deswegen müssen wir gemeinsam dafür kämpfen, dass die Arbeit im Sozial- und Erziehungsdienst endlich gesehen, anerkannt, entlastet und besser bezahlt wird.“

Pressemitteilung 22.2.2022