„Run A Redlight“: Kunst-Aktion unterstützt Sexarbeiter*innen in Zeiten von Corona

erstellt von Doña Carmen e.V. — zuletzt geändert 2021-06-15T20:34:58+01:00
Die in Frankfurt/Main lebende Künstlerin Silke Wagner hat in Kooperation mit Doña Carmen e.V. ein Kunstprojekt realisiert, das die Situation von Sexarbeiter*innen unter den Bedingungen der mit Corona gerechtfertigten massiven Einschränkungen und Verbote im Prostitutionsgewerbe zur Sprache bringt.

Auf der eigens eingerichteten Internetseite www.redlight.work kommen acht Sexarbeiter*innen zu Wort: Amelia, Carmen, Claudia, Ella, Julia, Manuela, Maria und Zuzanna. Sie sprechen darüber, was die Verboten von Sexarbeit und die Bordellschließungen für sie persönlich bedeuten, wie sie damit umgehen und was sie sich angesichts dieser schwierigen Situation am dringlichsten wünschen

Die Kunstaktion verdeutlicht die momentan schwierige materielle Situation von Frauen, die in unterschiedlichen Bereichen der Sexarbeit tätig sind. Beleuchtet wird die völlig unzureichende staatliche Unterstützung, die dieser Berufsgruppe insbesondere nach der in Hessen seit über mehr als einem Jahr andauernden Schließung der Bordelle zuteilwird. Die Interviews zeigen, wie schnell sich die Rede von einer gesellschaftlichen „Anerkennung“von Prostitution in Luft auflösen kann.

 Die Kunstaktion von Silke Wagner hält dagegen. Sie setzt ein Statement gegen das Ausblenden sozialer Realität und ein Vergessen der „Abgehängten“ in der Corona-Krise

Begleitend zur Website gibt es von Silke Wagner entworfene Plakate und Postkarten. Die Plakate werden von Dona Carmen e.V. u. a. im Frankfurter Bahnhofsviertel plakatiert. Über den darauf abgebildeten QR-Code gelangt man mühelos auf die Website zu den Interviews mit den acht Sexarbeiter*innen. Eine digitale Kommunikation, die gerade in Zeiten des staatlich verordneten „social distancing“ dringend erforderlich ist.

Plakate und Postkarten können bei Bedarf über Dona carmen e.V. angefragt werden.   

Die Künstlerin Silke Wagner knüpft mit ihrer jüngsten Aktion an ähnliche Projekte in der Vergangenheit an. So hatte sie vor rund 15 Jahren gemeinsam mit Doña Carmen e.V. in einem Interview-Projekt die Situation illegal tätiger Prostitutionsmigrantinnen aufgegriffen.

Vor rund 10 Jahren fand unter dem Titel „Kunst über Prostitution − Die Kunst der Prostitution“ in Kooperation mit der Kunsthalle Schirn ein Projekt statt, bei dem ein Wohnmobil bei der Frankfurter Konstablerwache aufgestellt wurde.

Wohnmobile sind für Prostituierte oft eine Arbeitsstelle“ (S. Wagner). Mit dieser Aktion sollte das Wohnmobil aus der Verschwiegenheit herausgenommen werden.

Das von Wagner gestaltete Sexwork-Wohnmobil durfte seinerzeit auf Weisung des Frankfurter Ordnungsamts nicht vor der altehrwürdigen Alten Oper aufgestellt werden.

Mittlerweile ist die Alte Oper eine feste Adresse für bundesweite Proteste, mit den Sexarbeiter*innen auf ihre Anliegen aufmerksam machen.

So können sich die Zeiten ändern!

Doña Carmen e.V., 15. Juni 2021