Punkrock statt Paartanz!
Stellungnahme des Berger Kino Kollektivs zur „Konzeptveröffentlichung“ durch den Schwarz-Silber e.V.
Am 10.08.2024 hat der Vorstand des Schwarz-Silber Tanzvereins ein Nutzungskonzept für das Berger Kino veröffentlicht. Es wurde vorher kein Versuch unternommen, mit uns als Besetzer*innen und hoffentlich zukünftigen Mitbetreiber*innen des Berger Kinos ins Gespräch zu kommen oder ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Stattdessen wird in dem Statement so getan, als handele es sich hierbei um eine x-beliebige Immobilie, bei der der Meistbietende gewinnt. Dem ist jedoch mitnichten so. Das Berger Kino ist eine Besetzung, und damit eine temporär enteignete und dem Stadtteil und seinen Bewohner*innen zugänglich gemachte Immobilie. Wir haben das mehrfach in unseren vergangenen Statements und dem offenen Charakter unserer Treffen klargestellt.
Hiermit wollen wir uns zu dem Nutzungskonzept des Tanzsportvereins Schwarz-Silber e. V. äußern, da wir es als direkten Angriff auf unser vorliegendes Konzept verstehen. In der Vorstellung des Schwarz-Silber e. V. ist eine öffentliche Nutzung des Berger Kinos als Kino nicht vorgesehen. Von sozialem Anspruch und partizipativem Programm keine Rede. Unsere Besetzung und der große Zuspruch aus der Bevölkerung, der sich in über 3.000 händischen und weiteren 3.300 digitalen Unterschriften für unser Projekt äußert, haben jedoch gezeigt, dass Bornheim ein Kino braucht und will. Die Nutzung der Räumlichkeiten als Tanzverein, mit zu vernachlässigenden Nischen für weitere kulturelle Projekte, spricht eine viel kleinere Zielgruppe an und ist damit inakzeptabel. Externe kulturelle Veranstaltungen werden in diesem Konzept nicht glaubwürdig präsentiert und als Ergänzung am Rande besprochen, ohne wirkliche Perspektive. Die Zerstörung eines weiteren Kinos in Frankfurt steht angesichts der Tatsache, dass der Schwarz-Silber e. V. den keine fünf Minuten entfernt gelegenen Saalbau Bornheim für seine Veranstaltungen nutzen kann, in keinem Verhältnis zu seinem Bedürfnis nach neuen Vereinsräumen. Ein vergleichbares Kino gibt es jedoch seit Jahren nicht mehr in der Gegend. Wir wollen das ändern und haben dies während des Betriebs von März bis Juni bereits getan.
Zudem wollen wir uns noch zu einigen weiteren Punkten aus dem präsentierten „Konzept“ äußern: Die Tatsache, dass der Schwarz-Silber e. V. eine Nutzung der Räume für Theatervorstellungen von Thomas Bäppler-Wolf anstrebt, hat uns schockiert. Der als notorischer Rassist und durch seine Klüngelei mit der AfD berüchtigte Bäppler-Wolf (SPD) soll seine Theatervorstellungen im Berger Kino abhalten? Darauf können wir als Anwohner*innen und Kollektiv verzichten. Selbst auf Nachfrage scheint der Vorstand vom Schwarz-Silber e. V. kein Problem mit Bäppler-Wolf und seinen Entgleisungen zu „Wokeness“ und „Genderwahn“ zu haben. Das allein ist ausreichend, um zu erahnen, wo die Vereinsspitze politisch steht. Zur Vereinsspitze selbst bleibt nur abschließend zu sagen, dass zumindest der Vorstand Dieter Lachner ohnehin kein seriöser Partner zu sein scheint. Sein „Fach-Know-How“ im Bereich des Kinobetriebs äußerte sich unter Anderem darin, dass die Stadt Hofheim ihm 2019 wegen über 200.000 Euro Mietschulden und nach gerichtlicher Verhandlung fristlos kündigte.
Für uns als Kollektiv ändert dieses Nutzungskonzept des Schwarz-Silber e. V., das uns und unsere Ambitionen offensichtlich außen vorlässt, nichts. Wir streben weiterhin zusammen mit unseren Partner*innen von Grandfilm GmbH, Lichtspiel e. V. – Netzwerk kulturelle Filmbildung und dem Mal Seh’n Kino eine zukünftige Nutzung des Berger Kinos als anspruchsvolles und partizipatives Kino an. Unser Konzept haben wir bereits Ende Mai den Eigentümern vorgelegt und veröffentlicht. Aktuell stehen wir im Kontakt mit den Eigentümern und weiteren relevanten Akteur*innen und erwarten eine baldige Entscheidung.
Bis dahin sind wir damit beschäftigt, weiterhin Aufmerksamkeit für unser Projekt zu generieren, indem wir öffentliche Filmvorführungen in Bornheim Mitte veranstalten (nächstes Mal Ende August – stay tuned). Außerdem erarbeiten wir aktuell ein Brandschutzkonzept und können schon kleinere Erfolge vorweisen. Es wird perspektivisch eine neue Brandmeldeanlage benötigt. Das ist, mit dem Support aus dem Stadtteil, kein Ding der Unmöglichkeit und wir hoffen, dass wir das Kino ab Herbst wieder als Zwischennutzung betreiben können.
Grüße aus dem besetzten Berger Kino!
Für Filmkultur lohnt es sich zu kämpfen!
berger-kino.org 17.8.2024