Abseilaktion über A2 bei Braunschweig

erstellt von Keine Autobahnen — zuletzt geändert 2020-11-27T23:26:08+02:00
Protestaktion an Autobahnbrücke für eine systemische Verkehrswende

„Schluss mit dem motorisierten Individualverkehr! Nieder mit der Autolobby!“ Das rufen laut die Aktivist*innen, die sich heute von einer Brückeüber der A2 bei Braunschweig abseilen und dort auch große Transparente anbrachten. Genauso wie zeitgleich weitere unabhängige Gruppen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung in ganz Deutschland fordern sie eine sofortige und grundlegende Verkehrswende.

Der erste Schritt in die richtige Richtung sei eine Korrektur im Bundesverkehrswegeplan, der den Ausbau sämtlicher Autobahnen raus nimmt und die frei werdenden Mittel in die Förderung von öffentlichen Personenverkehr und guten Fahrradinfrastrukturen einsetzt! So müssten auch alle Maßnahmen zum Ausbau der A49 sofort gestoppt werden. "In Solidarität zur Waldbesetzung im Dannenröder Forst* fordern wir mit unserer heutigen Aktion den Rodungsstopp und den Stopp des eskalierenden und völlig unangemessenen Polizeieinsatzes, der inzwischen die ganze Region terrorisiert!" vermittelt eine Aktivistin auf der Brücke.

Mit dem Festhalten an der jetzigen Autoinfrastruktur würden die Menschen weiterhin künstlich in einer Abhängigkeit vom Auto gehalten, die auch noch als Freiheit verkauft wird. Aber wer geistig, physisch oder auch nur aufgrund räumlicher und zeitlicher Struktur abhängig vom Auto ist, sei unfrei. Mehr noch als die Lüge von Freiheit prangern die Aktivist*innen an, welcher Preis für diese Abhängigkeit gezahlt wird: Feinstaub- und Reifenabriebbelastung, Ressourcen- und Flächenverbrauch, Klimawandel- und Verkehrstote. "Wir erklären sich uns solidarisch mit allen Opfern des Autowahns", verkündet Olli L. "Solidarisch mit denjenigen, die an den Klimafolgen unserer Autoversessenheit sterben, hungern oder vertrieben werden. Solidarisch mit denjenigen, deren Lebensraum zerstört wird durch Erdölverseuchung oder Abbau von seltenen Erden für die Elektroautos unserer Möchtegern-Öko-Schickeria. Solidarisch mit Widerständen dagegen auf der ganzen Welt!"

​​​​​​"Wahrscheinlich bringen deutsche Autos mehr Menschen um als deutsche Waffen!" ist ein Zitat von Herrmann Knoflacher, emeritierter Professor für Verkehrswissenschaften.

Als Ersatzbefriedigung für menschliche Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Anerkennung, Freundschaft, Nähe und Liebe sei das Auto auch untauglich. Im gerundeten Durchschnitt verbringen Menschen die meiste Zeit darin allein. „Das Auto scheint die Vernunft in unserer Gesellschaft überrollt zu haben“, so Andreas S. aus der Aktionsgruppe. „In Deutschland hat sich eine „Auto-Kultur“ entwickelt, die es jetzt aktiv zu durchbrechen gilt.“

Wer eine Verkehrswende wolle, müsse die Systemfrage stellen. Und ohne Verkehrswende kann laut Machbarkeitsstudie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie auch das Pariser Klimaabkommen von 2015 nicht eingehalten werden.

*Im Dannenröder Forst wird auf der Fläche einer geplanten Autobahntrasse (BAB 49) der Wald seit über einem Jahr besetzt. Letztes Jahr konnte damit die Rodung verhindert werden. Seit Beginn der Rodungssaison im Oktober sind mehrere tausend Polizisten mit Räumpanzern und Wasserwerfern, Tränengas und Tasern vor Ort, um der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH (Deges) den Bau einer Autobahn zu ermöglichen, deren Planung bereits mehr als 40 Jahre alt ist.

Braunschweig/ 27.11.2020/ 8:00

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