Neue Corona-Maßnahmen in Hessen und Frankfurt seit Beginn der Herbstferien

erstellt von Familien in der Krise — zuletzt geändert 2020-10-16T13:57:10+02:00
Die Initiative Familien in der Krise begrüßt die Bestätigung der Maskenfreiheit im Unterricht und die Verschiebung von Maßnahmen hin zum Zentrum des Infektionsgeschehens.

Es scheint nach den jüngsten Entscheidungen der hessischen Landes- und Kommunalpolitik immer deutlicher zu werden, dass die Einsicht zunimmt, dass Kinder das Infektionsgeschehen so gut wie gar nicht beeinflussen. Selbst das RKI bestätigt in seinen jüngsten Empfehlungen für Schulen, dass „Kinder und jüngere Jugendliche seltener betroffen sind als Erwachsene und nicht Treiber der Pandemie sind“ 1 . Sie zeigen häufig keine oder nur eine milde Symptomatik.

„Die neuen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Frankfurt am Main greifen endlich dort, wo das Infektionsgeschehen stattfindet, nämlich eben nicht an Schulen und Kitas“, sagt Nora von Obstfelder von der Initiative Familien in der Krise (FidK). Ministerpräsident Volker Bouffier hat in seiner Pressekonferenz vom 12.10.2020 betont, dass der Betrieb an Schulen und Kitas so gut wie möglich aufrechterhalten werden müsse. Die persönliche Freizeitgestaltung Erwachsener müsse dahinter zurücktreten.

Auch der erweiterte Hygieneplan 6.0 vom 28.09.2020 für Hessische Schulen 2 beinhaltet keine neuen gravierenden Maßnahmen für Schüler und Schülerinnen. Vielmehr stellt er klar, welche Maßnahmen gelten und welche eben nicht: “Wir begrüßen ausdrücklich die Klarstellung des Kultusministeriums, dass eine Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) im Unterricht weiterhin nicht getragen werden muss, sondern diese ab Betreten des Unterrichtsraums abgelegt werden kann. Eine MNB im Unterricht ist pädagogisch nicht sinnvoll und psychologisch problematisch“, sagt Diane Siegloch von FidK. Wenn das Gesundheitsamt in begründeten Einzelfällen das Tragen einer MNB auch im Unterricht anordnet, muss auf ausreichende Tragepausen geachtet werden, so die eindeutige Konkretisierung im neuen Hygieneplan.

Darüber hinaus präzisiert der Hygieneplan unmissverständlich, dass zum einen der Sportunterricht ohne MNB stattfindet und zum anderen die Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenhof essen und trinken dürfen. FidK hatte nach den Sommerferien davon berichtet, dass einzelne Schulen hier eigenmächtig und autoritär strengere Maßnahmen durchgesetzt hatten 3 .

Das Tragen einer MNB auf dem Pausenhof, also im Freien, lehnt Familien in der Krise weiterhin nachdrücklich ab. Der 6. Hygieneplan stellt klar, dass die MNB-Pflicht auf dem Pausenhof weiterhin durch die Schulleitung ausgesetzt werden kann, doch machte bisher kaum eine Schule von dieser Möglichkeit Gebrauch. „Wir hatten auf eindeutigere Regelungen für den Pausenhof gehofft, damit unsere Schulkinder – gerade auch in der Ganztagesbetreuung – ohne MNB an der frischen Luft spielen und betreut werden können 4 “, erläutert Diane Siegloch von FidK. Sie kommentiert weiter: „Wir begrüßen es außerdem sehr, dass sich das Kultusministerium an den Empfehlungen der DAKJ 5 orientiert und klarstellt, dass zur Handhygiene vorrangig das Händewaschen gehört und kein unkontrolliertes Desinfizieren. Desinfektionsmittel gehören nicht in Kinderhände 6 .“

Das Gesundheitsamt Frankfurt hat in den vergangenen Wochen bei Infektionsfällen an Schulen immer wieder gezeigt, dass es aufgrund seiner fachlichen Kompetenz und Personalstärke bedacht und fallspezifisch vorgeht. Dadurch bleibt die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die in Quarantäne geschickt werden, spürbar gering und nur auf die direkten sozialen Kontakte und Sitznachbarn beschränkt. Dieses Vorgehen sollte ein Vorbild für alle kommunalen Gesundheitsämter sein und darf nicht an der Personalausstattung scheitern.

Wir fordern, dass die Maßnahmen mit Augenmaß getroffen werden und sich darüber hinaus an den positiven Erfahrungen aus dem Schulbetrieb seit den Sommerferien orientieren. Da der Fokus der Maßnahmenempfehlungen des RKI auf Infektionsprävention liegt und „psychosoziale und andere Aspekte“ 7 nicht Teil der Empfehlungen sind, sollten diese keinesfalls als alleinige Grundlage für Maßnahmen an Schulen herangezogen werden. Statt massive Einschränkungen für Kinder und Jugendliche zu beschließen, sollte es dem zuständigen Gesundheitsamt überlassen werden, bei Infektionsfällen Indexpersonen zu identifizieren, Kontakte nachzuverfolgen und entsprechende Quarantäneanordnungen zu verhängen. Unsere Kinder dürfen nicht länger die Leidtragenden sein, wenn Erwachsene sich verantwortungslos verhalten!

1 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Praevention-Schulen.pdf?__blob=publicationFile, S. 2

2 https://kultusministerium.hessen.de/schulsystem/aktuelle-informationen-zu-corona

3 https://www.familieninderkrise.com/2020/08/24/pm-angstkultur-und-ausgrenzung-der-neue-alltag-an-hessens-schulen/

4 https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Meldungen_2020/200424_DGKJ_MaskenEmpfehlung.pdf

5 https://www.dakj.de/allgemein/massnahmen-zur-aufrechterhaltung-eines-regelbetriebs-und-zur-praevention-von-sars-cov-2-ausbruechen-in-einrichtungen-der-kindertagesbetreuung-oder-schulen-unter-bedingungen-der-pandemie-und-kozirkulat/#_ftn12

6 https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-06/hygiene-desinfektionsmittel-keime-bakterien-gesundheit-risiko

7 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Praevention-Schulen.pdf?__blob=publicationFile, S. 2


Familien in der Krise – wer sind wir?

Familien in der Krise (FidK) ist es gelungen, eine deutschlandweite Initiative für Familien aufzubauen, aktuell mit Landesgruppen in Hessen, NRW, Baden-Württemberg, Hamburg, Berlin und Niedersachsen. Wir verfolgen das Ziel, Familien und Kinder in das Zentrum politischer Entscheidungen zu rücken. Durch zahlreiche Demonstrationen, Petitionen, Statements sowie Aktionen konnten wir auf die Situation von Familien aufmerksam machen. Daraus resultierten zahlreiche Gespräche mit führenden Politiker*innen aus Bundes- und Landespolitik sowie ein breites Medienecho.


Pressemitteilung, 14. Oktober 2020