Keine MNB-Pflicht im Unterricht für Wiesbadener Grundschüler

Demonstrationen der Initiative Familien in der Krise am 7.11.2020 in Wiesbaden, 16 Uhr, voraussichtlich vor dem Rathaus.

Am 30.10.2020 hat das Gesundheitsamt Wiesbaden die Auslösung der Stufe 2 für alle Schulen auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Wiesbaden veranlasst und damit auch die MNB-Pflicht für Kinder ab dem Vorschulalter. Nach mehreren Tagen der Unklarheit, hat die Stadt Wiesbaden die MNB-Pflicht für Grundschulkinder ab 9.11.2020 nun bestätigt.

Die Initiative Familien in der Krise stellt sich ausdrücklich gegen diese Maßnahme und ruft daher zu einer Demonstration auf. Unterstützt wird die Initiative dabei von Dr. Kristina Schröder, Bundesfamilienministerin a.D., die ebenfalls teilnimmt und vor Ort sprechen wird.

Da in den Grundschulen bereits eine MNB-Pflicht im Gebäude und auf dem Pausenhof, bei Nutzung des ÖPNV auch auf dem Schulweg und in den allermeisten Fällen auch in der Nachmittagsbetreuung besteht, bedeutet dies für viele Schüler*innen de facto eine stundenlange MNB-Pflicht von bis zu acht Stunden am Stück.

“Die Anordnung einer MNB im Unterricht können wir nur als hilflosen Aktionismus bezeichnen , da Grundschulen nur einen geringen Anteil am Infektionsgeschehen darstellen .”, sagt Diane Siegloch, Mitgründerin von Familien in der Krise. “ Der Wunsch des Infektionsschutzes der Allgemeinbevölkerung wird damit komplett auf den Schultern unserer Kinder ausgetragen.” Und Yvonne Alberts, Sprecherin der Wiesbadener Gruppe fügt hinzu: “ Eine MNB-Pflicht für Grundschüler*innen ist weder verhältnismäßig noch zweckmäßig. Die negativen Auswirkungen dieser Maßnahmen stehen in keinem Verhältnis zur Wirksamkeit dieser Maßnahme .”

Familien in der Krise – wer sind wir?

Familien in der Krise (FidK) ist es gelungen, eine deutschlandweite Initiative für Familien aufzubauen, aktuell mit Landesgruppen in Hessen, NRW, Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Berlin und Niedersachsen. Wir setzen uns seit Beginn der Pandemie für die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen in Bezug auf Kinder, Jugendliche und Familien ein.

Wir fordern daher:

1. Heben Sie die MNB-Pflicht im Unterricht für Grundschüler*innen umgehend wieder auf.

○ Gerade jüngere Kinder tragen extrem wenig zum Infektionsgeschehen bei. 1 Diese Tatsache wurde auch vom RKI festgestellt 2 . Seit Beginn des Regelbetriebs ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die sich mit Covid-19 infiziert haben im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerungsgruppe sogar leicht rückläufig 3 .

○ Ansteckungen innerhalb von Schulen sind die Ausnahme, nicht die Regel. In den meisten Fällen wird das Virus von Erwachsenen in die Schulen getragen, breitet sich dort aber nicht weiter oder nur sehr geringfügig aus. Dies haben wir aus Gesprächen mit dem Gesundheitsamt Frankfurt und dem Gesundheitsamt Offenbach erfahren, wo 2.000 respektive 2.500 Schulkinder als Kontaktperson 1 getestet wurden. In Frankfurt hat sich nur 1% der Kinder ebenfalls infiziert, in Offenbach sogar keines der 2.500 Kinder. 4

○ Die MNB im Unterricht stellt für Schüler:innen eine erhebliche Beeinträchtigung dar: Sei es beim Lesen lernen oder in der sozialen Interaktion, die ohne Mimik stattfinden muss. Und sie ist vor allem für Schüler:innen mit schlechten Deutschkenntnissen oder schüchterne Schüler:innen eine weitere Belastung. 5

Sofern eine MNB-Pflicht an einer Grundschule unumgänglich ist, sollte die Maskenpflicht auf dem Schulhof automatisch entfallen.

Gerade jüngere Kinder sind nicht in der Lage selbst einzuschätzen, wann eine MNB-Pause für sie erforderlich ist und diese auch rechtzeitig einzufordern. Daher müssen Tragepausen generell für alle Kinder vorgesehen werden, nicht nur auf individuellen Wunsch. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf die Ausführungen der Unfallkasse Hessen , die nach einer 90 minütigen Unterrichtseinheit eine Tragepause von 15-30 Minuten an der frischen Luft empfiehlt. 6

3. Maßnahmen an Schulen sollten nur aufgrund von Infektionsfällen an der jeweiligen Schule angeordnet werden, nicht auf Basis des regionalen oder lokalen Infektionsgeschehen.

Einen Automatismus, nach dem ab einem bestimmten Inzidenzwert Maßnahmen an Schulen eingeführt werden, lehnen wir nachdrücklich ab. Auch die fehlende personelle Ausstattung eines Gesundheitsamts darf nicht zu weiteren Maßnahmen für Kinder und Jugendlichen führen.

4. Veröffentlichen Sie die Zahlen von infizierten Kindern an Schulen und machen Sie so die angeordneten Maßnahmen transparent und nachvollziehbar.

Wie viele Schüler/ Grundschüler sind aktuell positiv auf mit Covid-19 getestet worden? Wo haben diese sich infiziert? Wie viele Kontaktpersonen dieser Schüler insbesondere die Mitschüler haben sich ebenfalls infiziert?

1 https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/corona-covid-ansteckung-kinder-sars-cov-2-1.5045262?fbclid=IwAR3ftduU5ygXHm2-u2H-7gxSdkc7XYkZm5h0FioFuN7iZMRMO-gbCyL2sbs

2 siehe Quellen zu “Schulen sind keine Treiber der Pandemie” im Anhang

3 Schaut auf die Älteren! https://www.jmwiarda.de/2020/10/07/schaut-auf-die-%C3%A4lteren/

4 Quelle: Gespräche der Initiative Familien in der Krise mit dem GA Frankfurt am 30.9.2020 und mit dem GA Offenbach am 27.10.2020.

5 Siehe Quellen im Anhang: Auswirkungen von Maskenpflicht im Unterricht

6 https://schule.ukh.de/unterricht/corona-pandemie/masken-in-der-schule/

Initiative Familien in der Krise, Pressemitteilung, 5. November 2020