IPPNW und vdää* kritisieren die fortgesetzte Verfolgung von Ärzt*innen und Menschenrechtler*innen in der Türkei

erstellt von vdää* — zuletzt geändert 2022-10-28T11:00:22+02:00
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW und der Berufsverband Verein demokratischer Ärzt*innen haben Außenministerin Annalena Baerbock aufgefordert, sich für die sofortige Freilassung von Prof. Sebnem Korur Fincanci einzusetzen. Die Ärzt*innenorganisationen sind sehr besorgt über die erneute Verhaftung der Vorsitzenden der Türkischen Ärztekammer und der türkischen Menschenrechtsstiftung und kritisieren die fortgesetzte Verfolgung von ärztlichen Organisationen und Menschenrechtler*innen in der Türkei.

Korur Fincanci hatte sich letzte Woche kritisch zu möglichen Verletzungen des Chemiewaffenverbots durch die Türkei bei Angriffen auf kurdische Zivilist*innen und Kämpfer*innen der PKK im Nordirak geäußert und gefordert, dass jeder Vorwurf des Einsatzes von Chemikalien in einem Krieg untersucht werden müsse. Sie bezog sich dabei auf einen Bericht der IPPNW Deutschland vom 12. Oktober 2022, in dem die Ärzt*innenorganisation eine sofortige, unabhängige internationale Untersuchung fordert, um dem Verdacht weiter nachzugehen und künftige Verletzungen des Chemiewaffenverbotes durch die Türkei mit Maßnahmen im Rahmen der Vereinten Nationen zu verhindern. Am 26. Oktober 2022 bekräftigte auch die World Medical Association und ihr Vorsitzender Frank Ulrich Montgomery diese Forderung.

Prof. Fincanci ist eine international renommierte Gerichtsmedizinerin, ausgezeichnet mit vielen Preisen für ihren unbestechlichen und unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte, gegen Folter, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in der Türkei und in der ganzen Welt. Sie ist zudem Ko-Autorin des sogenannten „Istanbul-Protokolls“, dem UN-Standard zur Diagnostik und Therapie von Folterüberlebenden.

Mit der Vorsitzenden der Menschenrechtsstiftung und Ärztekammer Korur Fincanci verbindet die IPPNW eine langjährige Zusammenarbeit. Sie ist unter anderem Trägerin des Medizinischen Friedenspreises, den die IPPNW gemeinsam mit anderen europäischen Gesundheitsorganisationen verleiht.

Viele Staaten, auch die Türkei, haben sich in internationalen Abkommen verpflichtet, die Menschenrechtsarbeit zu ermöglichen und Menschenrechtsverteidiger*innen zu schützen. Die politisch motivierten Strafverfahren gegen Opposition und Menschenrechtler*innen in der Türkei müssen aufhören.

Gemeinsame Pressemitteilung von IPPNW und vdää* 27.10.2022