Im BRAUN-Werk Kronberg sollen 250 Arbeitsplätze wegfallen

erstellt von IG Metall Frankfurt — zuletzt geändert 2015-09-28T12:41:12+02:00
Am Mittwoch, 30. September 2015, ruft die IG Metall Frankfurt zu einer Protestaktion gegen die Streichung von 250 Arbeitsplätzen im BRAUN-Rasierer-Werk Kronberg auf. Wir werden vormittags zwischen 7.30 – 9 Uhr und nachmittags von 15.30 – 17 Uhr mit Aktionen vor dem Firmeneingang in der Frankfurter Str. 145 in Kronberg über die Situation im Werk Kronberg informieren.

Im Werk Kronberg würden von den 320 Arbeitsplätzen in der Produktion damit nur 70 Arbeitsplätze in der Galvanik erhalten bleiben, die wegen der Abwasservorschriften nur mit erheblichen Kosten zu verlagern sind. Neben der Produktion gibt es in Kronberg noch ca. 600 Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung und Verwaltung.

BRAUN-Rasierer gehören als Marke seit 2005 zum Procter&Gamble-Konzern (P&G). Die Haushaltsgeräte der Marke BRAUN waren im Jahr 2012 an De Longhi verkauft worden. P&G will zur Kostenoptimierung und Verbesserung der Lieferkette einige hundert Arbeitsplätze von den beiden anderen BRAUN-Standorten Walldürn (Rasierer) und Marktheidenfeld (Oral B/elektrische Zahnbürsten) an einen ungarischen P&G-Standort verlagern. Der dadurch gewonnene Platz in Walldürn soll mit den Kronberger Produktionsanlagen gefüllt und das Werksgelände erweitert werden. Damit würden 250 Arbeitsplätze hier in Kronberg abgebaut werden. Mit der endgültigen Entscheidung der P&GKonzernzentrale in Cincinatti, USA, wird in den nächsten Wochen gerechnet.

Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen stellen seit Jahrzehnten die besten Trockenschneidsysteme für die Herrenrasur her. Der Konzern bietet den Betroffenen an, mit nach Walldürn zu gehen, aber ein einfacher Arbeitsweg von ca. 150 km ist unzumutbar. Der Betriebsrat hat mit einem wirtschaftlichen Berater und der IG Metall ein Alternativkonzept erarbeitet, um weitere 90 Arbeitsplätze in Kronberg zu erhalten und das Risiko, das die Verlagerung mit sich bringt, zu minimieren.
Dies wurde von der Firmenleitung jedoch abgelehnt, da das Einsparpotenzial zu gering sei.

Verkauft wird das Ganze als „Sicherung des Standorts Deutschland“, doch dafür müssen die Beschäftigten Opfer bringen:
- Teilschließung der Kronberger Produktion (250 Arbeitsplätze von 320)
-  Verlagerung von mehreren hundert Arbeitsplätzen aus den deutschen Standorten nach Ungarn
- Die Kolleginnen und Kollegen in Walldürn und Marktheidenfeld müssen dafür u.a. ohne Lohnausgleich länger arbeiten und verzichten auf übertarifliche Leistungen.

Diese Maßnahmen dienen letztendlich nur dazu, den Aktienkurs hoch zu halten, indem billiger an einem EU-subventionierten Standort (Ungarn) produziert wird. Und die Rechnungen dafür zahlen die Beschäftigten – Verlust von Arbeitsplätzen in Kronberg und längere Arbeitszeit ohne Lohnausgleich und finanzielle Einschnitte an den anderen Standorten. Und weiterhin bleibt die Angst, wie die Zukunft der Traditionsmarke BRAUN aussehen wird.

Dass größere Investitionen keine Sicherheit auf Dauer bietet, zeigt die Situation bei Wella. Gerade erst im letzten Jahr ist ein für viele Millionen Euro gebautes Wella-Technik-Zentrum auf dem Gelände der P&G-Deutschland-Zentrale in Schwalbach in Betrieb genommen worden. In diesem Jahr hat der Konzern dann entschieden, Wella an Coty zu verkaufen. Daraufhin werden jetzt viele hundert Wella-Mitarbeiter, die gerade erst von Darmstadt nach Schwalbach umgezogen waren, das Gelände in Schwalbach wieder verlassen müssen.

Dirk Markgraf, Betriebsratsvorsitzender des P&G-Standorts Kronberg:
„Wir haben Vorschläge gemacht, die die Interessen von P&G an Prozessverbesserungen berücksichtigen und eine große Zahl von Arbeitsplätzen im Werk Kronberg erhalten hätten. Wir protestieren dagegen, dass die Firmenleitung unsere Vorschläge in den Wind geschlagen hat.“

Martin Weiss, IG Metall Frankfurt:
„Wenn der Konzern die Entscheidung der deutschen Firmenleitung bestätigen sollte, dass die 250 Arbeitsplätze in Kronberg in den nächsten zwei bis vier Jahren gestrichen werden, dann werden wir mit aller Kraft für einen Sozialplan kämpfen, der allen Betroffenen eine Perspektive bietet, d.h. es geht um hohe Abfindungen, aber vor allem um gut ausgestaltete Übergänge in die Rente, Ersatzarbeitsplätze, gute Qualifizierungen und optimale Unterstützung bei der Jobsuche.“