Homophobie – (k)ein Thema mehr für Deutschland?
Am 17.5.2010 jährt sich der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie zum fünften Mal. Auch wenn es sich für manche so anfühlt als sei die Akzeptanz von LSBT Lebensweisen ein gewachsener Grundpfeiler des europäischen Selbstverständnisses, dem ist nicht so.
De facto wurde Homosexualität in Deutschland erst 1994 durch die
Abschaffung des §175 entkriminalisiert.
Die gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweisen
in Deutschland ist auch heute noch nicht selbstverständlich. Fast
die Hälfte aller Deutschen lehnt laut einer repräsentativen Studie
die Gleichberechtigung homosexueller Lebensweisen ab . Eine
Psychiatrisierung und Diskriminierung von LSBT erfolgt aus der Mitte
der Gesellschaft. Diese Haltungen haben historische Ursprünge und
können nicht mal eben mit halbherzigen Umsetzungen von
EU-Richtlinien oder medienwirksamen Phrasen aufgearbeitet werden.
Dennoch wird Homophobie in den Medien und in der Politik oft nur als
ein Thema für einige wenige gesellschaftliche Gruppierungen darunter
überwiegend Migrant_innen dargestellt. Eine selbstkritische
Auseinandersetzung der mehrheitsdeutschen Gesellschaft mit
Homophobie und Transphobie findet selten statt.
Politische Richtlinien und Gesetzesänderungen können einen Impuls
für eine Veränderung der gesellschaftlichen Haltung zu einem Thema
geben, sie reichen aber nicht aus, um ein Klima der Akzeptanz und
Wertschätzung zu erzeugen. Diese müssen von zivilen und politischen
Akteur_innen geschaffen werden. Dazu bedarf es stetiger, aktiver
Signale, dass alternative Lebensweisen einen selbstverständlichen
Platz auf der alltäglichen Agenda haben. Allzu oft werden LSBTs aber
nur dann berücksichtigt, wenn sie zuvor laut genug um Beachtung
geschrien haben und eine entsprechende Lobby für ihre Belange haben.
Gerade Lesben, Trans* und queere Migrant_innen/Schwarze/People of
Color haben diese Lobby oft nicht.
Als Mehrfachzugehörige fordern wir:
• Ein entschlossenes Entgegentreten der
Ausgrenzungskampagnen, die Homophobie kulturalisieren!
• Eine kontinuierliche und selbstkritische Auseinandersetzung
mit Homophobie und Transphobie in Deutschland!
• Die Anerkennung von LSBT-Identität als Asylgrund!
Die LesMigraS Studie zu Gewalt und
Mehrfachdiskriminierungserfahrungen von Lesben, bisexuellen Frauen
und Trans* in Deutschland stellt Menschen in den Mittelpunkt, die
sich an verschiedenen Schnittstellen von Transphobie, Homophobie,
Rassismus, Sexismus und Ableism (Behindertenfeindlichkeit) befinden.
Im August 2010 geht die LesMigraS Kampagne mit einem Fragebogen an
die Öffentlichkeit und gibt so allen LBT eine Möglichkeit, über ihre
Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen zu sprechen.
mailto:kampagne@lesmigras.de
_____________________________________________________________
Kampagne zu Gewalt- und Mehrfachdiskriminierungserfahrungen
von lesbischen, bisexuellen Frauen und transidenten Menschen
Lisa Thaler (Leitung)
Christine Decker (Verwaltung)
Sabrina Laufer (psychosoziale Inhalte)
LesMigraS – Lesbenberatung Berlin e.V.
Tel: 030/ 21 91 50 90
kampagne@lesmigras.de
www.lesmigras.de
www.lesbenberatung-berlin.de