Gesundheitliche Zwangsberatung für Prostituierte:

erstellt von Doña Carmen e.V. — zuletzt geändert 2019-03-08T12:15:01+02:00
Etikettenschwindel in Offenbach

Doña Carmen e.V. kritisiert die nach wie vor bestehende Zuständigkeit der „Fachberatung Psychosoziale Gesundheit / Sozialpsychiatrie“ für die Gesundheitsberatung von Sexarbeiter/innen im Gesundheitsamt der Stadt Offenbach.

Diese Abteilung ist laut Selbstdarstellung auf der Internetseite der Stadt Offenbach zuständig für „Menschen mit psychischen Krankheiten, Abhängigkeitserkrankungen und seelischen Behinderungen sowie hiervon bedrohte Menschen“. Das aber sei ein klarer Fall institutioneller Diskriminierung, so Doña Carmen e.V., da sie Angehörige einer gesamten Berufsgruppe pauschal als psychisch krank, seelisch behindert oder zumindest in diesem Sinne für akut bedroht einstuft und damit die Verbreitung von Vorurteilen billigend in Kauf nimmt.

Sabine Groß (Bündnis 90 / Die Grünen), die in Offenbach zuständige Sozial- und Gesundheitsdezernentin, nahm die Kritik von Doña Carmen zum Anlass, nicht etwa die problematische Zuständigkeit, sondern lediglich die diesbezügliche Darstellung auf der Website der Stadt Offenbach zu ändern.

Doña Carmen e.V. kritisiert diese halbherzige Reaktion als bloße Kosmetik und Etikettenschwindel. Eine Sexarbeiterin, die telefonisch einen Termin für die obligatorische Gesundheitsberatung ausmachen wolle, lande nach wie vor bei den gleichen Mitarbeiter/innen der „Fachberatung Psychosoziale Gesundheit / Sozialpsychiatrie“. Sie bekomme weiterhin den Ansagetext der „Psychosozialen Beratung“ zu hören.

Doña Carmen e.V. fordert Schluss mit derartigen Halbheiten und die Beendigung der sachlich unangemessenen Zuständigkeit der „Fachberatung Psychosoziale Gesundheit“ für die reguläre Beratung von Sexarbeiter/innen. Alles andere sei eine Stigmatisierung von Sexarbeiter/innen, der es entschieden entgegenzutreten gelte.

Pressemitteilung, 6.3.2019