Frankfurter Bahnhofsviertel: Hetzjagd auf migrantische Sexarbeiter*innen

erstellt von Dona Carmen e.V. — zuletzt geändert 2021-04-02T15:06:10+01:00
Am Dienstag, den 30.03.2021, fand im Frankfurter Bahnhofsviertel, Kaiserstraße / Ecke Moselstraße am späten Nachmittag ein ca. 2-stündiger Polizeieinsatz statt, der ganz offenkundig das Ziel verfolgte, die dort aufgrund der Sperrgebietsverordnung illegalisierte Prostitution zu unterbinden.

Bei ihrem Auftritt trieb die Polizei etwa 30 migrantische Frauen zusammen, von denen sie annahm, dass sie aufgrund ihres Aussehens, ihrer vermuteten Herkunft und ihrer Kleidung der Prostitution nachgehen. Auf Anweisung der Polizisten und Polizistinnen mussten sich alle rund 40 sistierten Frauen vor Dr. Müllers Sexshop einzeln an die Wand stellen und sich in aller Öffentlichkeit einer für sie peinlichen Befragung und Duschsuchung aussetzen. Teilweise mussten sie sich mit dem Rücken an die Wand stellen oder die Hände über sich an die Wand halten.

Die betroffenen Frauen wurden in aller Öffentlichkeit wie Schwerstkriminelle behandelt, an denen man mittels Demütigung und Beschämung ein Exempel statuiert. Die Polizeiaktion war in ihrem gesamten Ablauf ein Paradebeispiel für ein hochproblematisches, rassistisches Auftreten. Hier wurden die Ärmsten der Armen vorgeführt, öffentlich an die Wand gestellt, am ganzen Leib betascht und schließlich ihre Personalien aufgenommen.

Doña Carmen e. V. hat direkt vor Ort eine spontane Gegenkundgebung gegen illegitime Polizeigewalt abgehalten und auf den Zynismus hingewiesen, dass die Stadt Frankfurt die Bordelle geschlossen hält, die Frauen damit auf die Straße treibt und ihnen dann mit der Polizei nachstellt. Dabei stützt man sich auf steinalte Sperrgebietsregelungen, die seinerzeit zum „Schutz der Jugend" und zum „Schutz des öffentlichen Anstands" in die Welt gesetzt wurden und heute zu nichts anderem gut sind, als migrantische Frauen einzuschüchtern und zu stigmatisieren.

Die Aktion diente ausschließlich und auf demütigendste Art der Kriminalisierung migrantischer Frauen. Doña Carmen lehnt solche Machtdemonstrationen der Polizei entschieden ab. Stattdessen sollten die örtlichen Bordelle unter Hygienevorgaben geöffnet werden und den Frauen ermöglicht werden, unter angemessenen Arbeitsbedingungen legal ihrer Tätigkeit nachzugehen.

Pressemitteilung 30.3.2021