Frankfurt hat Platz - Gerade im Corona-Winter solidarisch an Geflüchtete und Wohnungslose denken

erstellt von Seebrücke Frankfurt am Main — zuletzt geändert 2020-12-30T17:58:51+02:00
Gemütliches Beisammensein mit der Familie oder Freund*innen über die Feiertage ist nicht für alle möglich. In der vorweihnachtlichen Zeit zum Jahresende folgten der Tag der Menschenrechte, der Tag der Migration sowie der Tag der Solidarität dicht aufeinander. Drei internationale Aktionstage, die im Corona-Jahr 2020 in einer solidarischen Gesellschaft besondere Bedeutung genießen sollten.

Stattdessen sind die bodenlosen Zelte der Lager auf Lesbos überschwemmt und 600 Geflüchtete in Hessens Neustadt müssen in Quarantäne; sie dürfen trotz fünffach negativem Corona-Tests nicht einmal spazieren oder zur Schule. Mit der Kampagne „Frankfurt hat Platz!“ fordern Seebrücke Frankfurt, das Rhein-Main-Bündnis gegen Abschiebungen gemeinsam mit einer breiten zivilgesellschaftlichen Unterstützer*innenschaft Solidarität, die nicht bei der „falschen“ Staatsangehörigkeit oder an nationalen Grenzen endet. Es braucht dezentrale und menschenwürdige Unterbringungen für alle Menschen.

Die Kampagne macht auf die prekären Lebensumstände von geflüchteten und wohnungslosen Menschen aufmerksam und appelliert, dies gerade in der Winterzeit nicht aus dem Blick zu verlieren. „Natürlich sind viele gerade damit beschäftigt, wie sie in Zeiten von Corona und Lockdown ihre Feiertage organisieren“, stellt Christiane Jellonnek der Seebrücke FFM fest. „Wir können aber nicht vergessen, dass es derzeit in Frankfurt Menschen gibt, die beengt in Sammelunterkünften leben müssen und an Europas Außengrenzen die Lage katastrophaler ist denn je“. Wohnungslose und geflüchtete Menschen seien der Pandemie schutzlos ausgeliefert. In den Lagern an den EU-Außengrenzen fehle es am allernötigsten. „Die Menschen müssen sich bei der Kälte am offenen Meer waschen und Babys haben Rattenbisse am Körper“, schildert Sowmya Maheswaran der Seebrücke FFM. Und das alles während Hotels und Jugendherbergen monatelang quasi leer stünden. „Für berufliche Zwecke oder weihnachtliche Verwandtschaftsbesuche werden teils Ausnahmen gemacht und Zimmer dürfen doch vermietet werden, warum dann nicht für die Corona-konforme und menschenwürdige Unterbringung von Menschen auf der Flucht?“, so Sowmya Maheswaran weiter.

Zahlreiche Transparente und Plakate im Stadtbild zeigen zum Jahresende deutlich: Frankfurt hat Platz! Zu sehen sind sie an Gebäuden der Diakonie Hessen, dem Evangelischen Regionalverband und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen sowie an kulturellen Veranstaltungsorten wie Brotfabrik, Club Voltaire, Offenes Haus der Kulturen, Tanzhaus West und Mousonturm. Auch Gewerkschaften unterstützen die Aktion –Transparente hängen am DGB-Haus und beim Bezirksverband der GEW. medico international und das Weltkulturen Museum sind dabei. Zusätzlich beteiligen sich Privatpersonen, aber auch das Hausprojekt NIKA, Wagenplatzbesetzung am Ostbahnhof, das Klapperfeld und das Café Exzess.

Die Kampagne läuft noch bis Neujahr. Die Seebrücke Frankfurt ruft alle dazu auf, selbst ein Zeichen zu setzen und zum Beispiel Plakate auszudrucken und aufzuhängen und Fotos mit dem Hashtag #FrankfurtHatPlatz zu posten. PDFs zum Selbstausdrucken finden sich auf der Homepage https://www.seebruecke-frankfurt.de/.Denn wie das ganze Jahr über, muss gerade jetzt der Blick auf diejenigen geworfen werden, die an den Feiertagen nicht das Privileg genießen dürfen, mit Familie oder Freund*innen gemütlich beisammen zu sein. Echte Solidarität schließt alle mit ein, eben auch Wohnungslose und Geflüchtete: Leave no one behind!

SEEBRÜCKE FRANKFURT AM MAIN, Pressemitteilung, 22.12.2020