Fast 400.000 Beschäftigte in der Region Frankfurt-Rhein-Main profitieren vom höheren Mindestlohn

erstellt von DGB Frankfurt — zuletzt geändert 2022-09-28T08:41:56+01:00
Der gesetzliche Mindestlohn steigt zum 1. Oktober 2022 auf 12 Euro je Stunde. Derzeit sind in der Rhein-Main-Region laut Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) rund 400.000 Menschen mit Stundenlöhnen unter 12 Euro beschäftigt, allein in der Stadt Frankfurt sind es über 75.000.

Die Betroffenheit ist laut DGB in der Region sehr unterschiedlich: in Darmstadt sind immerhin 10,5 Prozent der Beschäftigten betroffen, direkt gefolgt von Frankfurt mit 11,8 Prozent. Spitzenreiter sind Limburg-Weilburg mit 19,5 Prozent, Offenbach mit 19,8 Prozent und der Odenwaldkreis mit 20,8 Prozent – dort erhält also aktuell jeder fünfte Beschäftigte unter 12 Euro Stundenlohn.

Philipp Jacks, Regionsgeschäftsführer der DGB-Region Frankfurt-Rhein-Main, sagte am Dienstag in Frankfurt: „Der Mindestlohn wirkt. Die DGB-Gewerkschaften haben sich lange dafür eingesetzt, die Lohnuntergrenze auf 12 Euro je Stunde anzuheben – mit Erfolg.“

Vor allem Frauen und geringfügig Beschäftigten helfe die neue Lohnuntergrenze. Besonders in Branchen wie dem Gastgewerbe, bei Lieferdiensten und im Einzelhandel verweigern Arbeitgeber*innen den Beschäftigten oft anständige Löhne. Und in Betrieben ohne Tarifvertrag werden besonders häufig Niedriglöhne bezahlt. „Der gesetzliche Mindestlohn ist auch ein Mittel gegen Lohndumping-Konkurrenz durch Unternehmen, die sich Tarifverträgen verweigern“, erklärte Jacks. Dennoch sei klar: „Der Mindestlohn kann immer nur die unterste Haltelinie sein. Gute Löhne gibt es nur mit Tarifvertrag. Umso wichtiger ist es, die Tarifbindung wieder zu stärken.“

Quer durch alle Branchen erhalten jedoch nach wie vor viele den gesetzlichen Mindestlohn trotz Anspruchs nicht. Der DGB fordert deshalb mehr Kontrollen. „Die Bundesregierung muss die zuständige Behörde Finanzkontrolle Schwarzarbeit personell deutlich stärken. Mindestlohnbetrügereien sind keine Kavaliersdelikte, sondern müssen geahndet werden. Das geht nicht ohne effektive Kontrollen und Sanktionen“, sagte Jacks.

Trotz der Mindestlohnanhebung wies der DGB mit Nachdruck auf die Sorgen vieler Menschen hin. „Auch mit Mindestlohn ist eine echte Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben nicht möglich. Schlimmer noch: Viele machen sich aktuell ernsthafte Sorgen, was im Herbst und Winter auf sie zukommt“, sagte Jacks. „Die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise kann auch der neue Mindestlohn nicht auffangen. Die Bundesregierung muss jetzt schnellstens eine Energiepreispauschale und einen Energiepreisdeckel beschließen. Um das zu finanzieren, muss der Gesetzgeber die Übergewinne der großen Energie- und Mineralölkonzerne abschöpfen.“

Darauf macht der DGB am 28.09. mit einer Info-Aktion auf mehr als 230 Bahnhöfen und Marktplätzen im gesamten Bundesgebiet aufmerksam.

Pressemitteilung 27.9.2022