DGB kritisiert Anti-Corona-Proteste

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die für Samstag in Frankfurt angekündigten Anti-Corona-Proteste. „Die Pandemie ist Fakt, und die Überlastung der Intensivstationen auch. Das zu ignorieren ist im wahrsten Sinne des Wortes tödlich und grob unsolidarisch“, so der Frankfurter DGB-Vorsitzende Philipp Jacks.

Die Argumentation der Demonstrierenden ist seiner Meinung nach „völlig inkonsistent“: „Sie protestieren einerseits gegen Impfen, gegen Hygienemaßnahmen, gegen Schließungen, bieten aber andererseits keine Antwort, wie die SARS-2-Pandemie bewältigt werden könnte. Sie fordern einerseits Aufklärung, schenken aber andererseits zweifelhaften Youtube-Videos mehr Glauben als der großen Mehrheit der Fachleute, Ärtz:innen und Wissenschaftler:innen. Einerseits unterstellen sie Politiker:innen Inkompetenz, meinen aber andererseits, dass diese in der Lage wären, eine weltweite Verschwörung zu organisieren. Es ist leider wie so oft schon in der Weltgeschichte: zu einfache Antworten auf komplexe Fragen führen zu massivem Schaden für Gesellschaft und Bevölkerung“, so Jacks.

„Impfstoffe sind eine wissenschaftliche Errungenschaft, die seit ihrer Entdeckung vor 300 Jahren Millionen von Menschenleben gerettet hat; viele von uns wären schon als Kinder gestorben, wenn es keine Impfungen gäbe“, so Jacks. „Dass nun ausgerechnet in einer weltweiten Pandemie an der Wirksamkeit dieser Errungenschaft gezweifelt wird, ist absurd“, so Jacks. „Wir könnten so viele Menschenleben retten und die medizinischen Pflegekräfte entlasten, wenn wir uns alle impfen lassen würden. In anderen Ländern funktioniert das doch auch!“

Der Gewerkschaftsbund warnt außerdem vor der Vereinnahmung der Proteste durch Rechtsextremist:innen: an den Anti-Corona-Protesten würden regelmäßig auch bekannte Personen aus der rechtsextremistischen Szene teilnehmen. „Jede und jeder sollte sich gut überlegen, mit wem er oder sie sich gemein mache“, so der DGB-Vorsitzende.

Jacks bedauert es außerdem, dass viele Menschen eine grundsätzliche Gesellschaftskritik mit der Impfentscheidung vermengen: „Dass kritische Stimmen in einigen wichtigen Medien oft zu kurz kommen, erfahren wir als Gewerkschaften seit vielen Jahrzehnten, und auch, dass es durchaus berechtigte Kritik an der Bundesregierung, der Privatisierung von Krankenhäusern, der globalen Geschäftspraxis von Pharmakonzernen und dem Kapitalismus als Wirtschaftssystem mit all seinen Ungerechtigkeiten gibt. Wir halten seit unserer Gründung dagegen, aber trotzdem lassen wir uns impfen und halten Hygienemaßnahmen ein, denn das hat rein gar nichts miteinander zu tun! Wir sollten dankbar sein, dass in Deutschland jede und jeder unabhängig vom sozialen Status Zugänge zu Impfungen hat. Nutzt sie!“, appelliert Jacks.

Pressemitteilung 1.12.2021