Der Paradieshof als Chance für eine offene und solidarische Stadtgesellschaft

erstellt von Project Shelter — zuletzt geändert 2020-06-26T16:57:45+01:00
Die Stadt könnte Project Shelter die Nutzung des Paradieshofs als selbstverwalteten migrantischen und nachbarschaftlichen Treffpunkt ermöglichen und so ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung setzen.

Der 1967 erbaute Paradieshof in Alt-Sachsenhausen, eine ehemalige Gaststätte und Diskothek, ist seit 2010 in städtischem Besitz – und steht leer.

Die Diskussionen im städtischen Planungsausschuss am Montag, den 22. Juni, haben gezeigt, dass die Ansiedlung der European School of Design gescheitert ist. Statt das Gebäude weiter sich selbst zu überlassen und mit einer Entscheidung über das bereits jetzt baufällige Gebäude bis nach den Kommunalwahlen zu warten, muss die Stadtpolitik jetzt handeln.

Die Initiative Project Shelter setzt sich seit vielen Jahren für ein selbstverwaltetes migrantisches Zentrum ein, in dem Beratungsangebote, Deutschkurse, Wohnmöglichkeiten und ein offenes Stadtteil-Café unter einem Dach vereint werden können. Gerade in Zeiten von Corona besteht hierfür ein dringender Bedarf, nur die passende Immobilie fehlt.

Behindert wird das Vorhaben durch den fehlenden politischen Willen der Römerkoalition bestehend aus CDU, SPD und Grünen.

Dazu äußern sich Osman und Soheil von Projekt Shelter wie folgt: „Wir haben unseren Job verloren, wir können es uns nicht mehr leisten, Lebensmittel zu kaufen und unsere Miete zu bezahlen, und unsere Gesundheitsversorgung ist in Gefahr. Gerade jetzt muss sich die Stadt klar positionieren und allen Menschen ein Obdach und Schutz ermöglichen.“ Angesichts ihrer jahrelangen Bemühungen für ein selbstverwaltetes migrantisches Zentrum halten die beiden fest: „Der Paradieshof zeigt, dass die Stadt lieber ein Haus leer stehen und weiter verfallen lässt, als Menschen vor rassistischen Übergriffen und gesundheitlichen Gefährdungen zu schützen. Es ist an der Zeit, dass die Parteien über ihren Schatten springen und diesen Zustand ändern.“

Siraad von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) und Yunus von Migrantifa Hessen, einer migrantischen Gruppe, die sich nach den rassistischen Anschlägen von Hanau gegründet hat, fügen hinzu: „Vor zwei Wochen versprach Oberbürgermeister Feldmann Weltoffenheit für Frankfurt. Diesen Worten müssen nun Taten folgen. Gerade in Zeiten, in denen Rassismus und Diskriminierung immer stärker werden und zu täglichen rassistischen Übergriffen führen, zeigt sich, ob die Rede von einer offenen, solidarischen Stadtgesellschaft wirklich der Realität entspricht. Dazu gehört auch, im Stadtraum Orte zu schaffen und zur Verfügung zu stellen.“

Unterstützung erhält Project Shelter auch von Initiativen wie Fridays for Future, Seebrücke oder Stadt für Alle, die sich am vergangenen Samstag im Rahmen des „Stadt für Alle“-Aktionstages ein Bild vom leerstehenden Paradieshof machen konnten. Gemeinsam appellieren sie an die Stadtpolitik, Project Shelter die Nutzung des Paradieshofs als selbstverwalteten migrantischen und nachbarschaftlichen Treffpunkt zu ermöglichen und so ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu setzen.

Project Shelter, Frankfurt, 26. Juni 2020