Der Campus gehört uns!

erstellt von Students* of Color, Goethe-Universität Frankfurt — zuletzt geändert 2016-12-19T18:44:06+01:00
Klares Zeichen gegen AfD und Rassismen setzen.

Frankfurt am Main, den 15.12.2016

Als Studierende der Goethe-Universität Frankfurt am Main möchten wir die Entscheidung des Gleichstellungsbüros der Universität, die weitere Zusammenarbeit mit den Referenten von glokal e.V. zu beenden und damit die Diffamierungen der Jungen Alternative Frankfurt am Main anschlussfähig zu machen, mit Nachdruck problematisieren.

Am 10. November 2016 führten zwei Referenten von glokal e.V. einen Anti-Rassismus Workshop an der Universität durch, bei dem es um die Sensibilisierung von Studierenden für Rassismus und die daraus resultierenden gesellschaftspolitischen Zusammenhänge ging. Der Workshop hat unter anderem auch die rassistische Praxis des Racial Profilings thematisiert, bei dem Personen verdachtsunabhängig aufgrund bestimmter phänotypischer Merkmale kontrolliert werden.

In einer am 08. Dezember 2016 veröffentlichten Pressemitteilung behauptete die Junge Alternative Frankfurt am Main- eine bekannterweise mehrfach durch rassistische, sexistische, homo- und transfeindliche und faschistische Rhetorik auffällige Vereinigung-, dass einer der Referenten zur physischen Gewalt an Polizeibeamten aufgerufen habe. Die Vereinigung diffamiert völlig kontextlos den Anti-Rassismus Experten und Trainer sowie die kritische Bildungsarbeit, die er in diesem Themenfeld leistet. Um die Auseinandersetzung mit Rassismus zu verhindern, wird die Veranstaltung verleumdet und dem Referenten Gewaltverherrlichung unterstellt.

Ohne eine Prüfung des Sachverhaltes distanzierte sich die Goethe-Universität, laut eines Artikels in der FAZ, von den Referenten und assoziierte sich somit mit den Vorwürfen der Jungen Alternative Frankfurt am Main.

Wir solidarisieren uns!

Gerade in Zeiten, in denen sich in Deutschland und Europa zunehmende rechtspopulistische und rassistische Rhetoriken und Politiken beobachten lassen und diese auch reale Bedrohungen für Schwarze Menschen, People of Color, Migrant*innen, Geflüchtete uvm. darstellt, ist eine kritische Bildungsarbeit unentbehrlich. Universitäten und Hochschulen müssen sich ihrer Funktion als Orte der Wissens- und somit auch Diskursproduktion bewusst sein. 

Anti-rassistische Bildungsarbeit wird seit Jahrzehnten von von Rassismus betroffenen Personen und Gruppen geleistet, die entsprechende Anerkennung dieser Arbeit fehlt jedoch oft. So geht häufig die rhetorische und physische Gewalt, die wir und unsere Communities erfahren, auch sehr stark mit der Stigmatisierung von eben jenen Personen einher, die sich gegen Rassismus engagieren. Auch in diesem Fall lässt sich im Zusammenhang des JA-Statements und des dazugehörigen YouTube Videos eine gezielte Diffamierungskampagne vermuten. 

In diesem Sinne stellt die Hetze der Jungen Alternative Frankfurt ein sehr übliches Vorgehen rechtspopulistischer Gruppierungen dar. Die Goethe-Universität hat es an dieser Stelle versäumt sich dazu zu Verhalten und der Nachwuchsorganisation der AfD entschieden entgegenzuhalten.

Als Schwarze Studierende, muslimische Studierende und Studierende of Color der Goethe-Universität enttäuscht uns dieser Umgang der Universität sehr. Fehlende Reaktionen und Statements der Universität tragen eher zu weiteren Normalisierung des rassistischen Diskurses bei. Wir möchten nicht an einer Universität studieren oder forschen, in der sich rassifizierte Menschen nicht sicher fühlen können und eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Realitäten wie institutionellem Rassismus oder Racial Profiling verunmöglicht wird. Eine solche Entscheidung ist repräsentativ dafür, wie die Goethe-Universität Rassismen innerhalb und außerhalb der Hochschule nicht nur totschweigt, sondern auch toleriert.

Die Normalisierung einer stigmatisierenden Verleumdung von Schwarzen Personen, die ihre Energien und ihr Wissen in der anti-rassistischen Bildungsarbeit einsetzen, ist entschieden abzulehnen.

Die Wortwahl der Universität, wie in der FAZ wiedergegeben, der Referent könne “aufgrund seiner Betroffenheit befangen gewesen sein”, veranschaulicht und unterstreicht umso deutlicher, wie notwendig diese Form von Workshops sowie Antidiskriminierungsstellen auf unserem Campus sind. Der Aktionsplan für eine chancengerechte und rassismuskritische Universität darf nicht nur ein loses Papier sein, sondern muss umgesetzt werden. Dieser aktuelle Fall stellt eine bezeichnende Selbstdarstellung universitärer Landschaften in Deutschland dar, und verdeutlicht einmal mehr, dass ein Umdenken in der Praxis stattfinden muss!

Als Campusgruppe von Schwarzen Studierenden und Studierenden of Color der Goethe-Universität fordern wir von unserer Universität sowie von studentischen Gremien, Dozierenden und Studierenden eine klare Positionierung gegen und Distanzierung von Gruppen wie der Jungen Alternative Frankfurt.

Der AfD und ihren Nachwuchsorganisationen dürfen keine weiteren Plattformen zur Verbreitung rassistischer und menschenverachtender Rhetorik geboten werden.

#AfDfreierCampus #AfDfreeCampus

Wir fordern:

Eine klare Distanzierung der Goethe-Universität sowie des Gleichstellungsbüros zu den Statements der Jungen Alternative Frankfurt.

Eine Positionierung des AStA der Goethe-Universität zum Umgang mit der Jungen Alternative Frankurt und den, in der FAZ, angekündigten Bestrebungen eine Hochschulgruppe zu werden.

Eine Rücknahme des Beschäftigungsverbots der Referenten von glokal e.V. durch die Goethe Universität.

Konkrete Maßnahmen zur  Ausweitung von kritischen anti-rassistischen Angeboten an der Goethe-Universität, sowie der Implementierung anti-rassistischer Methoden in Forschung und Lehre.

Positionierungen von Studierenden und studentischen Gremien deutschlandweit, um ein klares Zeichen gegen AfD Gesinnungen auf deutschen Campi zu setzen.

Die Anerkennung von Wissen und Expertisen von Schwarzen und of Color Personen.

Kontakt: SoCatGoetheUni@gmail.com

gez. Students* of Color, Goethe-Universität Frankfurt

(104 Erstunterzeichner)

https://studentsofcolorgoetheuniversity.tumblr.com/post/154504348305/der-campus-geh%C3%B6rt-uns-klares-zeichen-gegen-afd