Bezahlbares und gemeinschaftliches Wohnen ermöglichen – Wohnprojekte in der finanziellen Krise

Bezahlbares und gemeinschaftliches Wohnen ermöglichen – Wohnprojekte in der finanziellen Krise

by Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. veröffentlicht 12.07.2022

Aktuelle Zins- und Baukostensteigerungen stellen Wohnprojekte in Bau und Planung vor akute finanzielle Herausforderungen. Das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen und Frankfurter Wohnprojekte fordern konkrete Maßnahmen zur Rettung dieser Wohnform.

Gemeinwohlorientierte und selbstorganisierte Wohnprojekte haben keine ausreichenden finanziellen Puffer, um die aktuellen Preissteigerungen abzufedern. Sie sind jedoch ein wichtiger Akteur der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung, der dauerhaft Kostenmieten realisiert, Angebote für das Quartier schafft und Vorreiter in architektonischen und ökologischen Fragen ist. Deshalb müssen Lösungswege gefunden werden, um Wohnprojekte in der enorm schwierigen Lage zu unterstützen.

Erste gemeinschaftliche Wohnprojekte konnten in den letzten Jahren erfolgreich über das städtische Konzeptverfahren in Frankfurt am Main gegründet und realisiert werden. Der Beschluss M26 der Stadtverordnetenversammlung ist ein wichtiges Instrument, genossenschaftliches und gemeinschaftliches Wohnen in Frankfurt zu fördern. Momentan sind weitere Projekte, die über dieses Verfahren eine Liegenschaft erhielten, in Bau und Planung. Seit Jahren arbeiten diese Gruppen selbstorganisiert an der Realisierung von innovativen Wohnformen, planen Angebote für die Nachbarschaft und setzen sich für klimagerechte Lebensstile ein. Die Anforderungen nach kooperativem und bezahlbarem Bauen und Wohnen, die an die Projekte durch die Stadt gestellt wurden, sind unter den veränderten Bedingungen nicht mehr zu erfüllen. Es ist zu befürchten, dass der positive Schritt, den die Stadt Frankfurt mit Konzeptverfahren und Baulandbeschluss gegangen ist, keine Zukunft hat.

Am Beispiel der Gruppe Kolle, die in Griesheim ein Haus für 42 Menschen bauen möchte, wird die Lage besonders deutlich. „Enorm hohe Bodenrichtwerte, steigende Baukosten, Inflation, Zinserhöhung und auch die globale Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg haben direkte Auswirkungen auf unser Projekt. Wenn sich an den aktuellen Bedingungen nichts verändert, ist es uns nicht mehr möglich, unser Projekt umzusetzen. Wir, genauso wie die anderen gemeinschaftlichen Wohnprojekte in Frankfurt, stehen für flächensparsames Wohnen, stabile Kostenmieten, nachhaltige Wohnstandards und tragen maßgeblich zur Vielfalt in den Quartieren bei. All dies ist jedoch nur möglich, wenn in die Gründung und finanzielle Sicherung durch die öffentliche Hand investiert wird“, erklärt Ina Hammel vom Projekt.

„Die Projekte, die in Frankfurt am Main im Konzeptverfahren ausgewählt wurden, brauchen jetzt Unterstützung! Es kann nicht im Sinne der Stadt- und Landespolitik sein, dass innovative und für eine gesellschaftliche Transformation relevante Projekte aufgrund der schwierigen Lage scheitern. Wir möchten gemeinsam überlegen, welche Handlungsspielräume es gibt, wo wir miteinander aktiv werden können und an welcher Stelle es Fördermöglichkeiten geben kann“, betont Barbara Reuter, 1. Vorsitzende des Vereins Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen. „Wir fordern ein spezifisches Förderprogramm für gemeinschaftliches Wohnen, das dem innovativen Charakter der Projekte gerecht wird und es den zivilgesellschaftlichen Initiativen ermöglicht, selbstorganisiert ihre wohnungspolitisch wichtigen Konzepte umzusetzen“, führt die Geschäftsführung, Birgit Kasper, weiter aus.
Das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen setzt sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wohnprojekte ein und arbeitet mit Stadt, Land und Verwaltung an der strategischen Weiterentwicklung des Themas.

Pressemitteilung des Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V.
und der Gruppen AdAptiv e.V., Hausprojekt Kolle, sonara eG, Freunde für’s Leben e.V., GoN, 11.07.2022