Betroffene äußern sich zu rassistischer Polizeigewalt

erstellt von Fridays For Future — zuletzt geändert 2022-07-11T13:53:38+01:00
In der Nacht des 2. Juli haben vier Aktivist*innen rassistische Polizeigewalt auf dem Rückweg von einem Fridays for Future-Treffen erfahren. Rafid Kabir, einer der Betroffenen, äußerte sich auf Instagram öffentlich zu dem Vorfall:

"Als die Polizeibeamten immer aggressiver wurden gegenüber den Schwarzen Menschen [die kontrolliert wurden], entschieden wir uns, unsere Reichweite zu nutzen und über das Geschehen zu berichten. Bevor es dazu kam, bekam einer der Polizisten unser Vorhaben mit und forderte uns dazu auf, uns an die Wand zu stellen. Ohne ein Gespräch, ohne einen Grund. [...], weil wir weder eine Aufnahme gemacht hatten, noch die Maßnahme gestört hatten. 

Die zwei Polizisten kamen gerannt auf mich zu [...] und innerhalb von wenigen Sekunden lag ich auf dem Bauch (am) Boden. [...] Ich habe keine Luft bekommen und das Einzige, was einer von den beiden Polizisten zu mir gesagt hat, war "Sei keine Pussy, sei ein Mann". Um mich zum Schweigen zu bringen, hat der eine Polizist mit dem Knie (meinen) Hals gegen den Boden gedrückt. [...]

Obwohl zwei Polizisten auf meinem Rücken saßen, riefen sie nach Verstärkung und ich habe Todesangst bekommen und deshalb habe ich nichts mehr gesagt. 

Erst nach fünf Minuten wurde ich mit Handschellen gesichert und an die Wand gestellt. Nach etwa zwanzig Minuten später kam ein anderer Polizist mit meinem Handy zurück und zwang mich dazu, mein Passwort zu verraten. Er drohte (mir) mit Gewalt [...], er ging durch mein Handy, [...], obwohl ich kein einziges Video aufgenommen hatte [...]. Nach etwa 30, 40 Minuten haben sie mich ohne meine Freunde, ohne mein Handy getrennt, weinend entlassen."


Bei Fällen wie diesen handelt es sich nicht um einen Einzelfall, sondern um ein strukturelles Problem. Racial Profiling und Polizeigewalt sind sowohl in Deutschland als auch international Normalität.  Es gibt keine unabhängigen Beschwerdestellen und Fälle wie der Mord an Oury Jalloh zeigen: Konsequenzen für die Täter erst recht nicht.   

Rafid kommentiert seinen Post: 

"Ich bin traumatisiert von dem ganzen Geschehen. Ich habe keine Kraft und keine Worte mehr.
Zu spüren zu bekommen, wie weit die Exekutive gehen kann. Am Hals fühlen zu können, wie Machtlosigkeit und Rassismus sich anfühlen kann.
Ich bin nach dem Mord an George Floyd in die Politik und Aktivismuswelt rein gekommen, um gegen Rassismus zu kämpfen nicht, um sie zu an meinem Hals zu spüren."

Rafid kommt aus Bangladesch und ist seit 6 Jahren in Deutschland. Er setzt sich hier als Aktivist für Klimagerechtigkeit und gegen Rassismus ein. Das ganze Statement finden Sie unter: https://www.instagram.com/tv/CfrQ_A-lSWh/

Pressemitteilung 11.7.2022