Beschäftigte der Integrativen Drogenhilfe e.V. streiken für einen Tarifvertrag
Seit dem 11. Mai streiken die Kolleginnen und Kollegen der Integrativen Drogenhilfe e. V. (IDH) im Rahmen des Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst für die Einführung des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes (TVöD) für alle Beschäftigten in der IDH. Auf den Streik der Beschäftigten reagiert die Geschäftsführung mit repressiven Maßnahmen. Streikende erhielten unrechtmäßige Abmahnungen. Vorgesetzte riefen Kolleginnen und Kollegen in deren Freizeit an, oder führten persönliche Gespräche, um Druck auszuüben, sodass sie ihre Arbeitsniederlegung individuell abbrechen. Einer Kollegin, die sich an einem Warnstreik beteiligt hatte, wurde in der Probezeit gekündigt.
Wir fragen uns, ob ein derart autoritärer Führungsstil für die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hessen noch zeitgemäß und ein derartig starrsinniges Verhalten politisch tragbar ist. Das Argument, dass die Bezahlung nach Tarif den Verein mehr Geld kostet ist nicht haltbar: Die Stadtverordnetenversammlung hat am 01.03.2012 auf Antrag von CDU und Grünen beschlossen, Aufträge nur noch an Firmen und Vereine zu vergeben, die ihre Beschäftigten nach einem Tarifvertrag bezahlen. Das ist bei der IDH nicht der Fall. Gabi Becker ist Mitglied der Grünen. Uns erschließt sich nicht, warum Frau Becker sich nicht an die Beschlüsse ihrer eigenen Partei hält.
Im Moment erfolgt die Bezahlung im 2-Klassen System. Ein kleiner Teil wird in Anlehnung an den Bundesangestelltentarif (BAT) bezahlt, den es längst nicht mehr gibt. Der größte Teil wird nach gar keinem Tarif bezahlt. Seit 2012 versucht ver.di Verhandlungen mit der Geschäftsführung aufzunehmen. Die Geschäftsführung reagierte nicht.
Im Mai 2015 haben Kollegen und Kolleginnen in der IDH eine Tarifkommission aus ihren Reihen gewählt, die das Angebot, zu Tarifverhandlungen zusammen zu kommen, erneuerte. Die Geschäftsführung weigert sich bislang beharrlich Gespräche aufzunehmen.
Die 140 Beschäftigten der Integrative Drogenhilfe e. V. leisten gute und für das Gemeinwesen wertvolle Arbeit in mehreren Einrichtungen für Schwerst-Drogenabhängige, u. a. in zwei Konsumräumen, zwei Cafés, einer Übernachtungseinrichtung, zwei Substitutionsambulanzen, einer betreuten Wohngemeinschaft und einem Projekt für Kinder drogenabhängiger Eltern, sowie einem Streetworkprojekt für drogenabhängige Prostituierte.
Diese Arbeit muss anerkannt und dem entsprechend auch entlohnt werden. Die Beschäftigten sahen nach drei Jahren immer wieder erfolgter, vergeblicher Gesprächsangebote und mehrerer Warnstreiktage keine andere Möglichkeit mehr, als in den unbefristeten Streik zu treten.
Ver.di fordert die Geschäftsführerin der IDH, Gabi Becker, hiermit öffentlich auf endlich Verhandlungen über die Einführung des TVöD für alle Beschäftigten aufzunehmen.