Beschäftigte in Kindertagesstätten und Schulbetreuungen am Limit!

erstellt von BR der ASB Lehrerkooperative — zuletzt geändert 2020-11-19T15:28:03+02:00
Betriebsräte in Sorge wegen steigender Belastung und Gesundheitsgefahren für die Mitarbeiter*innen!

Zur Situation in Frankfurter Kindertagesstätten und Schulbetreuungen erklären die oben genannten Betriebsräte verschiedener freier Träger:

Corona Pandemie:

Beschäftigte in Kindertagesstätten und Schulbetreuungen am Limit! Betriebsräte in Sorge wegen steigender Belastung und Gesundheitsgefahren für die Mitarbeiter*innen!

Gesundheitsamt handelt unverantwortlich und nicht nachvollziehbar! Wir stellen mit Bestürzung und Sorge die zunehmende Gefährdung der Beschäftigten in den Kindertagesstätten und schulischen Betreuungen in Frankfurt am Main fest. Die Zahl der positiven Fälle und Verdachtsfälle steigt kontinuierlich an. Viele Beschäftigte sind wegen der Infektionsgefahr in großer Sorge.

Hinzu kommt die stetig steigende Belastung. Die Umsetzung der Hygieneregeln in den Betreuungseinrichtungen, stundenlanges arbeiten mit Gesichtsmaske in den Schulbetreuungen, Auseinandersetzungen mit Eltern über die Einhaltung der Hygieneregeln und die Sorge um die eigene Gesundheit stellen die Beschäftigten vor große Herausforderungen.

„Wir sind am Limit“, beklagt der Leiter einer Schulbetreuung in der Frankfurter Innenstadt. „Die Umsetzung der Hygieneregeln stellt uns in der Praxis vor große Probleme. Auch für die Kinder ist die Situation sehr belastend, das müssen wir zusätzlich auffangen. Mehr Personal gibt es trotzdem nicht.“ „Wenn die Kinder aus dem Unterricht in die Betreuung kommen gleicht das was sie im Gesicht tragen eher einem nassen und verschnupften Lappen als einer Mund Nasen Bedeckung. Wir fühlen uns an der Schule nicht sicher, trotz Maskenpflicht“ berichtet eine andere Kollegin.

Gerade vor diesem Hintergrund stehen wir der Position des Frankfurter Gesundheitsamtes, dass die Übertragungswahrscheinlichkeit in Schulen und Kitas gering sei und somit die Maskenpflicht sowie das regelmäßige Lüften ausreichen würden, sehr kritisch gegenüber.

Die Entscheidung des Frankfurter Gesundheitsamtes Mitschüler*innen und Lehrer*innen von positiv auf COVID 19 getesteten Schüler*innen grundsätzlich nicht mehr in Quarantäne zu schicken halten wir für unverantwortlich!Die Aussage, dass Kinderbetreuungseinrichtungen keine Infektionsherde seien, lässt sich aus den Erfahrungen der ersten Corona-Welle nicht ableiten. Immerhin waren währenddessen die meisten Einrichtungen geschlossen oder im Notbetrieb – somit viel weniger Kinder in den Einrichtungen.

Unter diesen Bedingungen waren die Betreuungseinrichtungen auch keine Infektionsherde. Dies ist bislang in der zweiten Welle jedoch vollkommen anders. Aktuell sind die meisten Einrichtungen voll und geöffnet – und die Fallzahlen steigen rasant.

Daher fordern wir:

• Das Frankfurter Gesundheitsamt muss Kontaktpersonen von Infizierten wieder konsequent in Quarantäne zu schicken.

• Das Hessische Kultusministerium sowie das Frankfurter Stadtschulamt sollen sich für einheitliche Regelungen im Rhein- Main-Gebiet einsetzen, nach denen Schulen und Betreuungseinrichtungen wieder in den sog. Wechselbetrieb übergehen müssen, wenn entsprechende Infektionszahlen erreicht werden.

• Einrichtungen und Schulen sind vorrübergehend zu schließen, wenn dort Infektionen auftreten. Zum Schutz von Kindern und Beschäftigten müssen einheitliche Höchstgrenzen festgelegt werden, ab denen die Gruppengrößen reduziert werden und damit die Infektionsgefahr eingeschränkt wird.

• Beschäftigte in den Betreuungseinrichtungen müssen regelmäßig die Möglichkeit bekommen, sich mit Schnelltests auf COVID 19 testen zu lassen.

Die aktuellen Testmöglichkeiten sind vollkommend unzureichend, da vom Testabstrich bis zum Ergebnis einer Testung bis zu 7 Werktage vergehen. In dieser Zeit können mögliche positive Betroffene viele Kinder und Kolleg*innen anstecken.

• Die Verkleinerung der Kindergruppen in den Betreuungseinrichtungen zur Minderung der Infektionsgefahr und der Belastung.

Wenn Kollegin*innen erst einmal erkrankt sind, können die Kinder gar nicht mehr betreut werden. Schon jetzt fehlen Kolleg*innen in den Einrichtungen, weil sie wegen eigener Risikofaktoren im Infektionsfall aktuell nicht mehr im direkten Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten können.

• Qualität braucht Personal

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich wie wichtig ein ausreichender und gut finanzierter Fachkraftschlüssel ist.

• Schutz von Risikogruppen!

Gerade jetzt dürfen Kolleg*innen aus Risikogruppen nicht im direkten Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden.

• Die technischen Mittel, um den Kontakt auch digital aufrecht zu erhalten, müssen dringend verbessert werden.

Gerade wir als Pädagog*innen wissen, dass Einschränkungen in der Betreuung für Kinder, Jugendliche und ihre Familien eine große Belastung darstellen. Wir wissen auch um die Bedeutung der Kinderbetreuungseinrichtungen für den Kinderschutz. Gerade deshalb fordern wir, dass Infektions- und Gesundheitsschutz jetzt oberste Priorität erhalten. Denn nur so können die Einrichtungen ihre Arbeit auch unter Pandemiebedingungen aufrechterhalten.

Das unbedingte Ziel muss die Eindämmung des Infektionsgeschehens durch die geforderten Maßnahmen sein, um somit auch unsere Kolleg*innen aus dem Gesundheitsbereich vor einer weiteren Überlastung und Gesundheitsgefährdung zu schützen und zu verhindern, dass die Kapazitäten an intensivmedizinischer Betreuung nicht mehr ausreichen und das schlussendlich noch viel mehr Menschenleben fordern wird.

Betriebsrat ASB Lehrerkooperative gGmbH
Betriebsrat BVZ GmbH
Betriebsrat Internationales Familienzentrum (IFZ) e.V: Betriebsrat Mainkrokodile e.V.
Betriebsrat Sozialpädagogischer Verein e.V.

Pressemitteilung, Frankfurt am Main den 19.11.2020