Bericht und Einschätzung zum Nazi-Aufmarsch vom 20.06.
Der 20.06. war ein Teilerfolg: Die Neofaschisten konnten zwar eine Kundgebung abhalten, aber nicht marschieren. Das haben unsere Blockaden verhindert. Außerdem wurden zahlreiche Nazis bei der Anreise gestört oder daran gehindert. Es gab Polizeigewalt gegen Antifaschisten, während die Neonazis Hitlergrüße zeigten und Flaschen warfen ohne dass die Polizei einschritt. Die Stimmung an den Blockaden war gut und viele Menschen hatten Ausdauer und Beharrlichkeit gezeigt von 8:00 morgens bis 20:00!
Aus dem Bericht der Antinazi-Koordination:
Teilerfolg mit Perspektive
Durch das Zusammenwirken unterschiedlicher antifaschistischer Kräfte ist es gelungen, den neofaschistischen Aufmarsch des “Widerstand Ost-West” (WOW) massiv zu behindern. Etwa 3000 Menschen unterschiedlicher Spektren einschließlich des Römerbergbündnis störten die Anreise des WOW, hinderten einzelne von ihnen an der Teilnahme und zwangen die gesamte Gruppe von 180 Rassist_innen, auf ihre Demonstration zu verzichten – diese fand in Form eines Rundgangs von wenigen hundert Metern im polizeilich abgegitterten Areal am Rossmarkt statt. Das also war die von Ester Seitz größenwahnsinnig angekündigte “größte und geilste Demonstration Deutschlands“, das waren “alle Patrioten“.
Unsere Ziele gingen weiter: wir wollten die Veranstaltung vollständig verhindern. Das haben wir nicht erreicht. Trotzdem sind wir mit unserem Teilerfog zufrieden und feierten das in einer lauten, fröhlichen, kämpferischen Spontandemo am Schluss, die zunächst über weite Teile der WOW-Route führte und dann über den Willy-Brandt-Platz bis zum Hauptbahnhof. ...
Seit Ende Dezember / Anfang Januar 2014/15 wird in der Stadt gegen PEGIDA und ähnliche rassistische und neofaschistische Gruppen mobilisiert. Die ANK ist in dieser Zeit gewachsen und hat einen großen Anteil an der Organisation des aktionsorientierten Widerstands von demokratischen und antifaschisischen Kräften beigesteuert. Das war auch gestern so. Obwohl die Gegenaktivitäten in einem erheblich größeren und komplexeren Bereich stattfanden, konnten wir im großen und ganzen unserer selbstgestellten Aufgabe gerecht werden. Unsere Strukturen haben ebenso gehalten, wie die Blockadepunkte, in denen unsere AktivistInnen Verantwortung übernommen haben. Das Gesamtkonzept, das wir, der lange offenen Rechtslage entsprechend, letztlich erst Stunden vor der Aktion festlegen konnten, ist weitgehend aufgegangen.
In den letzten Monaten sind wir über lange Zeit praktisch von Woche zu Woche gegen FRAGIDA, PEGIDA Rhein-Main und die Freien Bürger für Deutschland auf der Straße gewesen, haben hinterher ausgewertet und dann wieder geplant. Das hat uns einerseits Kraft gekostet, andererseits aber auch gestärkt und Erfahrungen sammeln lassen.
Als derzeitiges Grundproblem von Antifaschist_innen in der Stadt sehen wir die Tatsache einer nach wie vor bestehenden politischen Isolierung. Aber konsequenter Antifaschismus kann und darf nicht die Sache einer subkulturellen Szenekultur sein oder bleiben. Wir müssen mehr werden, uns besser organisieren, entschiedener und konsequenter intervenieren: gegen Faschisten aller Art, Rassisten, Antisemiten, Islamhasser, Militaristen. Und für eine Gesellschaft, die all diese tödlichen Erscheinungsformen einer zutiefst falschen Gesellschaft nicht mehr hervorbringt.
In einem nächsten Schritt werden wir jetzt die in den letzten Monaten zunächst beiseite gelegten politischen Fragen diskutieren. Einen ersten Termin für eine Diskussion über die Lage antifaschistischer Arbeit in der Stadt wollen wir in Kürze festlegen.
Den kompletten Bericht des ANK kann man nachlesen auf:
https://antinazi.wordpress.com/2015/06/21/20-juni-antifaschistischer-teilerfolg-mit-perspektive/