Aktion Standesamt: selbstbestimmter Geschlechtseintrag!

erstellt von Aktion Standesamt — zuletzt geändert 2018-10-12T17:19:12+01:00
Über hundert Anträge bundesweit setzen Standesämter unter Druck.
Zwischen Schwelm und Tübingen - bundesweit - haben hunderte Menschen eine Richtigstellung ihres Geschlechtseintrags im Geburtenregister beantragt. 
 
„Wir sind überwältigt! Allein 104 Anträge auf eine ‚dritte Option‘, auf männlich/weiblich ohne Gutachten oder die Streichung des Eintrags wurden durch unser Jura-Team begleitet. Die Bezeichnungen „nicht-binär“ (26) und „divers“ (20) wurden am meisten benannt. Soziale Medien zeigen uns, dass deutlich mehr Anträge eingereicht wurden“ freut sich Eliad Baumann über das Ergebnis der Aktionswoche zum ersten Jahrestag des Bundesverfassungsgerichtsentscheid.
 
Einzelne Standesämter weigerten sich unter Verweis auf das Transsexuellengesetz(TSG) Anträge überhaupt entgegen zu nehmen. Während Standesämter in Bremen und Bad Homburg die Anträge entgegen nahmen, wurden Menschen beispielsweise in Kiel weggeschickt:
"Es ist rechtlich unhaltbar, wenn Behörden - wie leider geschehen - sich weigern Anträge entgegen zu nehmen. Es ist für einen Rechtsstaat elementar, dass behördliche Entscheidungen gerichtlich überprüft werden können. Das darf die Behörde nicht dadurch vermeiden, Personen mit unbequemen Anliegen einfach wegzuschicken.", erklärt die Rechtsanwältin Friederike Boll aus dem Jura-Team der Kampagne. 
 
Dass die Kampagne nicht nur in den Amtsstuben, sondern auch in der Politik Wirkung zeigt, konnte man am Donnerstag im Bundestag beobachten. Die Kritik am Gutachtenzwang im aktuellen Gesetzesentwurf, der den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts widerspricht, wurde von der Opposition und der regierenden SPD geäußert. 
 
„Das neue Gesetz muss auf Selbstbestimmung basieren und für alle Menschen ohne Sonderregelungen gelten. Verbleibt es bei der jetzigen Regelung ist zu befürchten, dass Betroffene weiterhin hin und her geschickt werden." so Baumann. 
 
Am Samstag, den 13.Oktober, findet der zentrale Abschluss in Berlin gegenüber vom Bundestag statt. Die Kundgebung beginnt um 12:00 mit einer bildstarken Aktion, bei der die Vielfalt von Geschlecht mit Aktivist_innen aus dem ganzen Bundesgebiet sichtbar wird. 
 
Aktion Standesamt 2018, 12.10.2018
 
In Frankfurt gab es 4 Anträge auf Richtigstellung des Eintrags. (Red. Frankfurter Info)