83 neue Stolpersteine für NS-Opfer in Frankfurt

erstellt von Initiative Stolpersteine Frankfurt — zuletzt geändert 2023-05-10T15:16:56+01:00
Verlegung von 61 Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig sowie Enthüllung weiterer 22 neuer Stolpersteine in den Stadtteilen Bahnhofsviertel, Bockenheim, Dornbusch, Gallus, Innenstadt, Nordend, Ostend und Westend am 14. bis 16. Mai 2023

Von Sonntag, 14. Mai bis Dienstag, 16. Mai werden in Frankfurt an 27 Stellen wieder Stolpersteine zum Gedenken an im Nationalsozialismus verfolgte Frankfurter Bürgerinnen und Bürger verlegt. Die Gedenksteine werden in den Gehweg vor dem letzten frei gewählten Wohnort der Opfer eingelassen. Organisiert werden die Verlegungen von der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main. Die Finanzierung der Steine erfolgt durch Spenden von über 60 Privatpersonen und Institutionen aus Frankfurt. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zu den Verlegungen eingeladen.

Künstler Gunter Demnig kommt am Sonntag und Montag nach Frankfurt

Am Sonntag und Montag wird Gunter Demnig, der Künstler und Urheber der Stolpersteine, die Verlegungen persönlich durchführen. Am Dienstag werden weitere, einige Tage zuvor verlegte Steine feierlich enthüllt. Die meisten der Stolpersteine erinnern an als Juden verfolgte Frankfurterinnen und Frankfurter, die von den Nationalsozialisten entrechtet, gequält, gefoltert, zur Flucht gezwungen, deportiert oder ermordet wurden. Zwei der Steine am Dienstag erinnern im Ostend an verfolgte Mitglieder der Zeugen Jehovas.

Zeremonien mit vielen aus USA und England angereisten Nachkommen der Opfer

Die Verlegungen und Enthüllungen der Steine erfolgt jeweils im Rahmen einer feierlichen Zeremonie. Etwa 40 Nachommen, Verwandte und Freunde der Opfer reisen extra zu diesem Anlass nach Frankfurt, die Mehrzahl aus den USA und aus England. Alle Zeremonien werden musikalisch begleitet. An einigen der Zeremonien nehmen Schülerinnen und Schüler verschiedener Frankfurter Schulen teil. Die meisten Verlegungen am Sonntag und Montag wurden auch von den Nachkommen der jüdischen Opfer angeregt. Die Mehrzahl dieser Verlegungen erfolgt diesmal im Westend.

Stolpersteine für Künstlerinnen, Komponisten und Mäzene aus der Frankfurter Stadtgeschichte

Der Dienstag steht im Zeichen der Stolpersteine, die von Historikern und Institutionen angeregt wurden. So gedenkt beispielsweise Eintracht Frankfurt in der Mainzer Landstraße 293 ihren Mäzenen Fritz und Lothar Adler, den jüdischen Inhabern der später arisierten Schuh-Fabrik Schneider, genannt "Schlappeschneider". Für die in Auschwitz bzw. in Theresienstadt ermordeten Frankfurter Künstlerinnen Rosy Lilienfeld und Amalie Seckbach, deren Werke noch bis Ende Mai im Jüdischen Museum in der Ausstellung "Zurück ins Licht" präsentiert werden, werden Stolpersteine in der Freiherr-vom-Stein-Straße 15 bzw. in der Lange Straße 33 verlegt. Zum Gedenken an den Komponisten Erich Itor Kahn und seine Frau Frida werden in der Eschersheimer Landstraße 431 zwei Stolpersteine enthüllt, wobei Kompositionen Kahns erklingen.

Feierlicher Empfang "Abend der Begegnung" mit den Angehörigen der Opfer im Philanthropin

Am Sonntag findet um 17:00 Uhr an historischer Stätte des Philanthropin im Nordend ein Empfang "Abend der Begegnung" für die aus aller Welt angereisten Angehörigen der Opfer, die Stolperstein-Patinnen und -Paten und die aktiven Unterstützer des Stolperstein-Projekts in Frankfurt statt. Hier bietet sich in feierlichem Rahmen und mit musikalischem Rahmenprogramm (Caroline Jahns und Jan Feltgen) die Möglichkeit zum Kennenlernen und Austausch. Die Grußworte der Stadt Frankfurt spricht Stadtkämmerer Dr. Bergerhoff, die der Jüdischen Gemeinde Frankfurt Rabbiner Soussan.

Projekt Stolpersteine

Stolpersteine sind 10 x 10 x 10 cm große Betonquader mit einer auf deren Oberseite verankerten Messingplatte, auf der die Namen und Daten von Menschen eingraviert sind, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden, aus Deutschland fliehen mussten oder die Lager überlebten. Sie werden in die Bürgersteige vor den letzten frei gewählten Wohnorten der Opfer eingelassen.

Seit 2003 wurden in Frankfurt bereits über 1.836 Stolpersteine verlegt, insgesamt hat der Künstler und Erfinder der Stolpersteine, Gunter Demnig, schon mehr als 90.000 Stolpersteine in mehr als 1.200 Städten und Gemeinden in Deutschland und 24 europäischen Ländern verlegt. Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Biografien und Zeitplan

Die Schicksale und Biografien der Opfer und der detaillierte Zeitplan der Verlegungen finden sich auf der Webseite der Initiative Stolpersteine unter: https://www.stolpersteine-frankfurt.de/de/aktuell

Pressemitteilung 10.5.2023