75 Jahre Kriegsende

erstellt von IPPNW — zuletzt geändert 2020-05-10T18:35:31+01:00
Der Prozess der Befreiung der Menschheit muss noch weitergehen

Die ärztliche Friedensorganisation erinnert anlässlich des 75. Jahrestages des Ende des Zweiten Weltkrieges an Rückfälle in Rassismus, Militarismus sowie die anhaltende skrupellose Ausbeutung von Menschen.

„Bis heute dominiert in der Politik der Glauben an militärische Stärke und die Macht der Gewalt. Der Prozess der Befreiung der Menschheit ist noch nicht beendet“, erklärt die Co-Vorsitzende Susanne Grabenhorst.

Auch Ärzt*innen seien an den deutschen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt gewesen. „Die Rolle der Medizin im Nationalsozialismus ist uns eine Mahnung“, so Grabenhorst.*

Am 8. Mai endete der Zweite Weltkrieg in Europa; es war der Tag der Befreiung vom Alptraum einer Ära des Unrechts. Das ideologische, in sich geschlossene System, das eine Gruppe von Menschen über alle anderen erhob und sich das Recht zu ihrer Vernichtung herausnahm, wurde von vielen getragen und von vielen toleriert, aber glücklicherweise auch von einigen bekämpft. Von diesem System und dem von ihm ausgelösten Weltkrieg wurde die Menschheit am 8. Mai 1945 befreit.

Die militärische Niederlage Nazideutschlands war ein wesentlicher Schritt zur Beendigung des organisierten Tötens von Menschen, die als „minderwertig“ oder „wertlos“ definiert wurden. Der Jahrestag des 8. Mai ist Mahnung und Aufforderung, sich einzusetzen für die Gleichwertigkeit aller Menschen und ihr Recht auf ein Leben in Frieden auf einem bewohnbaren Planeten.

„Die große Hoffnung, es werde nach 1945 keine großen Kriege mehr geben und ganz bestimmt keine Atomwaffen-Aufrüstung hat sich nicht erfüllt. Die 49,3 Milliarden Dollar, die Deutschland 2019 für die militärische Rüstung ausgegeben hat, wären dringend notwendig für weltweit Millionen Menschen in Hunger, Krankheit und Not und aktuell zur Verhütung und Behandlung von Covid-19 und deren Folgen“, erklärt IPPNW-Ehrenvorstandsmitglied Dr. Ulrich Gottstein, der im Zweiten Weltkrieg selbst als Soldat gekämpft hat.

„Wir erinnern uns an die Vernichtung, die von Deutschland ausging, aber auch an die Menschen, die sich widersetzten, und wünschen uns ihren Mut in vergleichbaren Situationen. Wir sehen uns verpflichtet zum Einsatz für Menschen, die vor Unrechtsstrukturen fliehen und bei uns Asyl suchen, und setzen uns ein gegen die Vernichtung des Lebens durch Atomwaffen und den Klimawandel“, so die 26-jährige Claudia Böhm, jüngstes IPPNW-Vorstandsmitglied.

*50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozess« organisierte die IPPNW im Jahr 1996 einen internationalen Kongress „Medizin und Gewissen“ in Nürnberg, der den Bogen spannte von einer kritischen Auseinandersetzung mit den Verstrickungen der deutschen Medizin in das nationalsozialistische Unrechtssystem bis hin zu den ethischen Herausforderungen an die gegenwärtige Medizin. Der Kongress mit über 1.600 Besuchern trug dazu bei, das Gedenken an die Schuld der deutschen Ärzteschaft wach zu halten.

Weitere Informationen:

https://www.medizinundgewissen.de/kongressarchiv/kongress-1996.html

IPPNW, Pressemitteilung, 7. Mai 2020