15.-18.11.2022: Brechttage im Studierendenhaus

erstellt von ASTA Uni Frankfurt — zuletzt geändert 2022-11-11T18:21:07+02:00
Veranstaltungsreihe mit Liederabend, Vortrag, Theateraufführung und Konzert zu Bertolt Brecht
  • Dienstag, 15.11.22, 19 Uhr
    Festsaal Studierendenhaus

Brecht & Eisler-Liederabend
mit Eric Lenke (Gesang) und Anna-Sophie Satter (Flügelbegleitung & literaturwissenschaftliche Moderation)

  • Mittwoch, 16.11.22, 19 Uhr
    Café KoZ

Vortrag und Diskussion mit Jonas Haug:
„Das Lehrstück ist ein Brennglas“

  • Donnerstag, 17.11.22, 19 Uhr
    Festsaal Studierendenhaus

Der Messingkauf (Brecht)
Theaterstück von Luise Schlingmann, Aiden Pharrell Cohen, Anja Becker und Anna-Sophie Sattler.
Regie führt Abraham Teuter (Megalomania Theater)

  • Freitag, 18.11.22, 19 Uhr
    Festsaal Studierendenhaus

Konzert des Akademischen Arbeiterliederchors: „Avantgarde und Antifaschismus“

Brechts „episches Theater“ will die Aktivität der Zuschauer nicht verbrauchen, sondern aktivieren; nicht ihre Gefühle ansprechen, sondern ihnen Denken und Entscheidungen zumuten. Dem Aufbau einer neuen sozialistischen Welt verpflichtet, versetzen nicht nur Brechts „Lehrstücke“ das Publikum und die Schauspielerin in die Lage, „die Führung [zu] übernehmen“ (Lob des Lernens). Im Kapitalismus erscheint die eigene und fremde Ausbeutung als zeitloses Schicksal; in Brechts Texten mit ihren Perspektivwechseln, gezeigten und durchschauten Charaktermasken sowie schnörkellos vorgebrachten Argumentationen zeigt sich die Ausbeutung als gemachtes und veränderbares Arrangement. Aus dem heute allenfalls ausgestoßenen Seufzer: „etwas fehlt“ (Mahagonny) kann morgen schon ein „wie es ist, bleibt es nicht“ (Lob der Dialektik) werden.

Dabei moralisieren Brechts Stücke nie: Die Elenden sind elend, die Jämmerlichen jammern, die „Bettler betteln und die Huren huren“ (Dreigroschenoper) und solange sie ihre Kraft im gemeinsamen Kampf für ein neue Welt nicht entdecken, wird der rettende Bote nur die Reichen, Edlen und Schönen erlösen. Und was brächte eine moralische Anklage? Mit Brecht lernen wir, dass es auf der Welt keine Guten und Bösen, sondern widerstreitende Klassen gibt. Politische Praxis ist nicht das Mildern der Not, noch das Bitten um Milde bei den Herrschenden: „Der Regen kann nicht aufwärts, weil er’s plötzlich gut mit uns meint“ (Lied vom Klassenfeind). Brecht nimmt uns die Illusionen, aber liefert uns das Werkzeug oder, wie er sagt: die Schiefertafel. Während wir nämlich, wie Herr K., mit „viel Mühe unseren nächsten Irrtum vorbereiten“ (Mühsal der Besten), sehen unsere Genoss*innen uns hoffentlich schon mit den Augen des Kontrollchors aus der „Maßnahme“:

Lange schon hören wir euch nicht mehr zu
Nur als Urteilende, schon auch
Als Lernende.

asta-frankfurt.de 24.10.2022