12 rumänische Bauarbeiter warten seit 6 Monaten auf ihren Lohn

erstellt von DGB-Projekt „Faire Mobilität“ — zuletzt geändert 2018-11-22T12:35:58+01:00
Im Juni 2018 wandten sich 12 rumänische Bauarbeiter an den Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen/Projekt Faire Mobilität und die IG BAU Region Hessen.

Sie hätten zwischen April und Juni auf unterschiedlichen Baustellen im Rhein-Main Gebiet gearbeitet, aber ihren Lohn nicht erhalten. Die Bauarbeiter waren unter anderem auf der Baustelle einer Kindergrippe in Rüsselsheim tätig und führten Stahlbetonarbeiten aus.

Die Bauarbeiter haben fast 55 Stunden pro Woche gearbeitet. Insgesamt belaufen sich die Forderungen für April auf mehr als 9000 € brutto, für Mai auf über 21000 € brutto und für Juni auf über 6000 € brutto. Insgesamt dürfte die Summe der nicht gezahlten Löhne noch höher liegen, denn zu einigen der Bauarbeiter ist der Kontakt abgebrochen.

Im Fall der Kindergrippe in Rüsselsheim ist der Bauherr der Magistrat der Stadt Rüsselsheim. Auf allen Baustellen war als Generalunternehmer die Offenbacher Firma F.W. Müller tätig. Der Vertragsarbeitgeber der Bauarbeiter ist die Firma Nicevic, gradbenistvo in trgovina, d.o.o. aus Slowenien mit einer Zweigniederlassung in Hessen.

Nach Arbeitnehmerentsendegesetz haftet der Generalunternehmer gegenüber den Arbeitern eines von ihm beauftragten Nachunternehmens für deren Nettolohn. Nachdem der Vertragsarbeitgeber nicht bereit war die rumänischen Bauarbeiter für die von ihnen geleisteten Stunden zu entlohnen, richteten sich die Forderungen also auch gegen die Firma F.W. Müller als Generalunternehmer.

Die Firma F.W. Müller hat sich daraufhin von ihrem Nachunternehmer den Sachverhalt betreffende Unterlagen vorlegen lassen und festgestellt, dass erhebliche Zweifel an der Seriosität der Firma bestehen. Sämtliche Zahlungen wurden daraufhin eingefroren und die Zusammenarbeit wurde aufgekündigt.

Der Anwalt der Firma F.W. Müller teilte dem Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen/Projekt Faire Mobilität allerdings mit, dass die Forderungen der rumänischen Bauarbeiter vollumfänglich zurückgewiesen würden. Die Forderungen seien nicht schlüssig und unzureichend belegt. Es sei nicht klar ob und in welchem Umfang die Bauarbeiter auf den Baustellen tätig waren. Ein Gesprächsangebot wurde aus diesem Grund abgelehnt. Auch der Vorschlag die Bauarbeiter durch auf den Baustellen tätige Mitarbeiter der Firma F.W. Müller zu identifizieren wurde zurückgewiesen. Nur vier der Bauarbeiter haben sich schließlich bereit erklärt ihre Forderungen gerichtlich durchzusetzen. Dem Rest der Gruppe erschienen die Chancen zu gering.

Aus diesem Grund ruft der Europäische Verein für Wanderarbeiterfragen/Projekt Faire Mobilität, die IG BAU Region Hessen und der DGB-Region Südosthessen vor der Filiale der Firma F.W. Müller am Sonntag, 25.11.2018 um 13 Uhr zu einer Kundgebung auf. Ein Teil der rumänischen Bauarbeiter wird mit einer kleinen Aktion ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Die Bauarbeiter stehen für Interviews zur Verfügung. Für Übersetzung wird gesorgt.


Michael Baumgarten (EVW/Faire Mobilität), 19.11.2018

Kundgebung am 25.11.2018 in Offenbach, Merianstraße 31.