12 neue Stolpersteine in Frankfurt

Am Montag, 12. Dezember 2012 kommt der Künstler Gunter Demnig persönlich nach Frankfurt Nieder-Eschbach und Bergen-Enkheim, um zwölf Stolpersteine an sechs Stellen für Opfer des Nationalsozialismus zu verlegen.

Die Verlegungen werden von der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main organisiert. Die Finanzierung der Steine erfolgt durch verschiedene Nieder-Eschbacher und Bergen-Enkheimer Privatpersonen und Institutionen.

Die ersten Stolpersteine in Nieder-Eschbach - Gedenken an jüdische Opfer und an ein Opfer der Zwangssterilisationen

Für Nieder-Eschbach sind es die ersten Stolpersteine überhaupt. Die erste Verlegung um 10:30 Uhr erinnert im Bathgartenweg 6 an Karl Bruder. Er wurde 1940 in die Uniklinik Gießen zwangsweise eingewiesen und dort gegen seinen Willen nach dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" zwangssterilisiert. Sein Neffe wird bei der Zeremonie anwesend sein.

Vor dem Haus Alt-Niedereschbach 15 wird ein Stein an Sidonie Müller erinnern, die 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und danach im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde.

Durch jeweils vier Stolpersteine wird an die beiden jüdischen Familien Ehrlich vor den Häusern An der Walkmühle 19a und Deuil-la-Barre-Straße 44 gedacht. Beide Familienväter, Seligmann und Siegmund Ehrlich, wurden 1938 verhaftet und mehrere Monate im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Aufgrund der antisemitischen Verfolgung wurden beide Nieder-Eschbacher Familien zur Flucht nach Argentinien bzw. in die USA gezwungen, wobei sie einen Großteil ihres Besitzes zurücklassen mussten.

Bergen-Enkheim gedenkt zweier Opfer der "Euthanasie"-Morde

Am Nachmittag (ab 14:15) wird in Bergen-Enkheim durch die Stolpersteine an zwei ehemalige Berger Mitbürger erinnert, die Opfer der nationalsozialistischen Kranken- und Behindertenmorde wurden. Jean Karl Schäfer (Schießgraben 19) und Johannes Ludwig Metz (Gangstraße 7) wurden beide 1941 von der Landesheilanstalt Weilmünster in die Anstalt Hadamar verlegt und dort sofort in der Gaskammer ermordet. Hadamar diente in dieser Zeit im Rahmen der "Aktion T4" als reine Tötungsanstalt um aus nationalsozialistischer Sicht "lebensunwertes Leben" zu vernichten. Die Stolpersteine wurden durch die Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim initiiert.

Zeremonien mit Musik und Beteiligung von Schülern

Die Verlegungen erfolgen im Rahmen von kleinen öffentlichen Zeremonien, die teils musikalisch begleitet werden. Die Ergebnisse der biografischen Recherchen werden vorgetragen. Schülerinnen und Schüler aus den Schulen der Stadtteile werden sich an der Gestaltung der Zeremonien beteiligen. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zu den Zeremonien eingeladen.

Pressemitteilung 8.12.2022