ÖTV Groß-Gerau gegen Flughafenausbau

by Rudi Hechler veröffentlicht 16.03.2000 , zuletzt geändert 07.10.2007

Dies ist der vollständige Beschluss einschließlich Begründung vom 7. Februar 2000

7. Februar 2000 Delegiertenkonferenz der ÖTV-Nebenstelle Groß-Gerau

Auf der Delegiertenkonferenz der ÖTV-Nebenstelle Groß-Gerau am 07.02.2000 wurde von den ca. 50 anwesenden Delegierten folgender Antrag gegen den Flughafenausbau verabschiedet (bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung):

Kein weiterer Flughafenausbau

1. Die Nebenstellenkonferenz Groß-Gerau lehnt jeden weiteren Ausbau des Frankfurter Flughafens ab.

2. Die Nebenstellenkonferenz fordert ein sofortiges und generelles Nachtflugverbot.

3. Sie fordert die Entwicklung von Alternativkonzepten, die entsprechend den verkehrspolitischen Leitlinien der ÖTV von einer Integration verschiedener Verkehrsträger und Verkehrswege ausgehen.

4. Die ÖTV-Hessen und ihre Kreisverwaltungen beteiligen sich an Bündnissen und Bürgerinitiativen gegen den Ausbau bzw. rufen die ÖTV-Mitglieder zu einer Beteiligung auf.

5. Die Kreisdelegiertenkonferenz fordert die Bezirksleitung auf, die Diskussion mit allen Mitgliedern zu führen; nicht nur mit den Beschäftigten von FAG und Lufthansa, sondern auch mit den betroffenen Mitgliedern der Region.

Begründung:
Neben der Sicherung von Erwerbsarbeitsplätzen muß Gewerkschaftspolitik auch immer die Lebensqualität der Menschen - auch die unserer Mitglieder - vor Augen haben. Bereits heute ist die Rhein-Main-Region nicht zuletzt durch den Frankfurter Flughafen an ihre Belastungsgrenze gestoßen:

· Unerträglicher Lärm durch Lande- und Startverkehr. Täglich bis zu 650 (im Durchschnitt 500) Einzelschallereignisse größer oder gleich 70dB(A) bei Ostwetterlage über der Mainspitze, Rüsselsheim und Raunheim, wobei die Nachtflugbeschränkungen zunehmend ausgehöhlt werden.

· Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Luftverschmutzung und Klimaveränderung. Ozon am Boden verdichtet sich, während in den höheren Luftschichten das Ozon abgebaut wird (Ozonloch). Eine Entlastung durch verbesserte Triebwerke wird durch die Zunahme des Flugverkehrs kompensiert.

· Eine Absturzgefahr im dichtbesiedelten Raum stellt eine ständige Bedrohung der Sicherheit der Einwohnerinnen und Einwohner unserer Region dar. · Flächenverbrauch und damit einhergehender Verbrauch von Erholflächen führen zu einem weiteren Sinken der Lebens- und Wohnqualität. Folge davon ist eine Flucht aus den betroffenen Gemeinden und Städten ins weniger belastete Umland. Dies wiederum führt zu einer weiteren Verkehrsverdichtung durch immer stärker werdende Pendlerströme. Viele Menschen, die in unserem Ballungsraum ihren Arbeitsplatz haben - darunter auch Flughafenbeschäftigte - reisen täglich mehr als 100 km zu ihrem Arbeitsplatz an. Hierdurch wird das Zeil einer Stadt- und Regionalplanung, die von der Einheit von Arbeiten, Leben und Wohnen ausgehen sollte gänzlich aufgehoben mit den entsprechenden sozialen Folgeerscheinungen.

· Mit der Entwertung der Lebens- und Wohnqualität gehen weiche Standortfaktoren verloren, die für die Ansiedlung weiterer Betriebe und somit der Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze in der Nachbarschaft des Flughafens von Bedeutung sein könnten. Denn es kann nicht nur um den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Zusammenhang mit dem Flughafen gehen, dessen ständige Erweiterung nichts an der Arbeitslosenstatistik der gesamten Bundesrepublik ändert.

Das Arbeitsplatzargument und Argumente, die den Ausbau von Rhein-Main wegen des Erhaltes der Konkurrenzfähigkeit fordern sind nur regional gedacht und gehen zu lasten der anderen Flughäfen und den dort Beschäftigten. Zumal kleinere Flughafen eine höhere Beschäftigungswirkung haben · Aber auch bezogen auf die Region ist das Arbeitsplatzargument zu hinterfragen. Eine lineare Erhöhung der Arbeitsplätze im Verhältnis zu Zunahme der Flugbewegungen und der Fahrgastzahlen hat es auch bisher nicht gegeben und wird auch zukünftig nicht erwartet. Die positiven Beschäftigungseffekte des Flughafens sind viel geringer als die FAG und die Lufthansa behaupten. Immer weniger Beschäftigte am Frankfurter Flughafen bewältigen ein steigendes Flugverkehraufkommen und mit dem Gang der FAG an die Börse ist mit weiteren Rationalisierungsmaßnahmen zu rechnen.

· Statt einseitig auf die angebliche "Jobmaschine Flughafen" zu schauen, gilt es im Zusammenhang mit integrierten Verkehrskonzepten z.B. durch Investitionen in den Schienenweg Beschäftigungsförderung in umweltverträglichen Bereichen zu betreiben.

Immer, wenn die FAG und die Lufhansa ihre Unternehmenspolitik, die nur die eigene Gewinnsteigerung auf Kosten der Menschen und der Umwelt zum Ziel hat durchsetzen will, greifen sie zum Beschäftigungsargument. Von dieser Politik dürfen wir uns als Gewerkschaft ÖTV nicht verführen lassen.

Kontakt: Rudi Hechler
EMail: rudi.hechler@germanynet.de
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