Bank-Fusion: 16.000 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden
Erste Einschätzung der Fusion von Deutsche Bank und Dresdner Bank
Kernpunkte des geplanten Zusammenschlusses stellen die Ausgliederung des Geschäfts mit den kleinen Privat- und Firmenkunden in die Bank 24 und die Umwandlung der neuen Deutschen Bank in eine weltweit agierende Investmentbank dar. Im Rahmen der Zusammenführung sollen 16.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Dr. Breuer, Vorstandschef der Deutschen Bank, fand dafür den zynischen Begriff MAK (Mitarbeiterkapazität). Die Operation läuft auf einen weitgehenden Umbau beider Institute hinaus und soll zu einem breiten Austausch von Personal dienen und die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten massiv verschlechtern.
In Verhandlungen mit den Gesamtbetriebsräten vor der Beschlussfassung der Aufsichtsräte am 14. März 2000 unterschrieben die Vorstände ein Papier, in dem bekundet wird, den Arbeitsplatzabbau sozialverträglich zu gestalten. Dort wird allerdings nur ein Rahmen abgesteckt, konkrete Inhalte fehlen. So wird erklärt, dass man älteren Beschäftigten (ab 55 Jahren) ein Vorruhestandangebot machen will, dass Maßnahmen für Weiterbildung und Qualifikation durchgeführt werden sollen, aber auch die Drohung gegenüber den Beschäftigten, dass diese ihrerseits Bereitschaft zur Mobilität und zur Flexibilität bei Arbeitszeit und Vergütung aufbringen sollen.
Gegen den Zusammenschluss und vor allem gegen den Abbau von Arbeitsplätzen demonstrierten am Tage der Beschlussfassung durch den Aufsichtsrat ca. 250 Beschäftigte der beiden Banken. Die Aktion stand unter dem Motto Wir knüpfen ein Band der Solidarität. Die Gewerkschaften hbv und DAG hatten dazu aufgerufen und erklärten, dass sie am Abschluss eines Fusionstarifvertrages interessiert seien, um für die Beschäftigten Rechtssicherheit bei diesem Prozess zu erreichen.
Die Beschäftigten stehen der geplanten Zwangsvereinigung sehr skeptisch gegenüber, besonders deutlich wird das in der Dresdner Bank. An der Betriebsversammlung der Zentrale am 16. März nahmen fast 3.000 Beschäftigte teil. Dies war die größte Versammlung dieser Art in der Geschichte der Zentrale der Dresdner Bank.
Allerdings dürften sich viele Beschäftigte verhöhnt gefühlt haben, als der Betriebsrat eine halbe Stunde vor Beginn der Versammlung auf einer großen Video-Wand die Pressekonferenz der Vorstandssprecher vorführte. Sie waren gekommen um zu erfahren, was aus ihren Arbeitsplätzen wird. Der Vorstandssprecher hatte es aber vorgezogen, zu der Betriebsversammlung nicht selbst zu kommen. Der Vorstand hatte seinen Arbeitsdirektor geschickt.
Die Botschaft des Betriebsratsvorsitzenden, Organisator einer banknahen Gruppe von organisierten Unorganisierten, bestand aus drei Punkten: der Vorstand hat uns betrogen und enttäuscht. Aber jetzt ist die Situation einmal so, wir können sie nicht ändern. Also machen wir das Beste daraus. Jetzt vertrauen wir dem Vorstand wieder, bei der Vereinbarung der Folgen. Außerdem ist es für uns wichtig, dass wir uns selbstbewusst durchsetzen. Wir haben genauso gute Ideen und müssen diese beim Fusionsprozess nur durchsetzen. Die Beschwichtigungsversuche kamen in der Versammlung jedoch bei den Kollegen nicht an.
Auf mehr Zustimmung stieß der Redebeitrag des Betriebsratsmitglieds der hbv. Dieser wies zunächst auf die Gefahr der einseitigen Ausrichtung auf das Investmentbanking hin. Insbesondere aber wurde die soziale Verantwortung der beiden Banken hervorgehoben. Diese hätten es nicht nötig Arbeitsplätze zu vernichten. Sie seien vielmehr verpflichtet, Allen die arbeiten wollen auch Beschäftigung zu bieten. Diese Aussage fand volle Zustimmung der Versammlung.
Auch andere Redner forderten die Banken auf, ihre Pläne zum Arbeitsplatzabbau aufzugeben. Auf besonders großen Unmut stieß die Ankündigung des Vorstands, die geplante Ausgliederung des Rechenzentrums (IT-Service) wie geplant weiter zu betreiben. Diese neue ausgegründete Firma soll nicht mehr dem Arbeitgeberverband des Bankgewerbes angehören.
Die Unsicherheit bei den Beschäftigten ist groß. Es fehlt die Erfahrung im solidarischen Handeln, aber im Fusionsprozess werden die Belegschaften beider Banken diese Solidarität dringend brauchen. Sonst sind alle Beschäftigten Verlierer der Fusion: die einen stehen ohne Arbeitsplatz da und die anderen in heftiger Konkurrenz gegeneinander Arbeiten bis zum Umfallen. fs