3. Antirassistisches Grenzcamp

by Redaktion veröffentlicht 30.06.2000 , zuletzt geändert 07.10.2007

in Forst/Brandenburg vom 29.7. - 6.8.2000

Das Land Brandenburg ist Ziel, weil dort sowohl die Brutalität rassistischen Alltags als auch das Kalkül der Eliten so charakteristisch für die Situation in Deutschland ist. Die Stadt Fort hat 1994 traurige Bekanntheit erlangt, als dort mehrere Flüchtlinge in der Neiße ertranken. Aufschlussreich ist das Handlungskonzept „Tolerantes Brandenburg“ der Landesregierung. Sie besitzt die Unverfrorenheit über Rechtsextremismus sowie Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft zu sprechen und von der staatlichen Verantwortung für rassistische Diskurse, autoritäre Sicherheitsfantasien, Abschiebungen, Internierungen und polizeiliche Aufrüstung zu schweigen.

Des Weiteren kreuzen Einwanderungsrouten nach wie vor die polnisch-deutsche Grenze. Sie kennzeichnet das Gebiet eines Grenzregimes, in dem oben und unten in der Regel einträchtig kollaborieren. Zum Beispiel rotteten sich vor einigen Jahren in Forst EinwohnerInnen zu einer Bürgerwehr zusammen, unterstützt und gebilligt vom Bundesgrenzschutz. Überdies ist die Grenzpolizei ein Exempel für die Abschottungspolitik der EU abseits einer öffentlichen Diskussion und Einflussnahme ...

In diesem Rahmen (Anstrengungen unternehmen für offene Grenzen und gleiche politische und soziale Rechte, Red.) muten wir den lokalen Autoritäten, der Bevölkerung, dem BGS und den Institutionen von Wirtschaft und Politik erneut freches Auftreten, fantastische Forderungen und utopische Vorstellungen zu. Die heimeligen Natur- und KleinbürgerInnenidyllen werden wir auf ihren barbarischen Gehalt samt der still schweigenden Duldung und Verharmlosung abklopfen. Wir warten fieberhaft auf die Erklärung, warum in Gegenden, in denen kaum Menschen anderer Nationalität oder Hautfarbe leben, diese Schuld sein sollen an Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit. Wir werden klar stellen, dass auch in Gegenden, wo sie leben, die Verantwortung bei anderen liegt ...

aus dem Aufruf

Grenzcamp 2000, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin. E-mail: FFM@snafu.de

Homepage: www.nadir.org/camp00